77756.fb2 Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 33

Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 33

Dieter Thoma.Adel verpflichtet: Die baltischen Barone

Es gibt Menschen, die scheinen beim Thema Witz auszulaufen wie ein Fass Bier, das man ansticht, ohne den Hahn zu schließen. C. W. Koch ist so einer.

Ich kenne ihn seit 1965. Damals holte ich ihn in die erste und beinahe »legendäre« Redaktion des neuen >Mittagsmagazin<. Jetzt sitzt er bei mir im Wohnzimmer, verweigert gegen meine Erwartungen westfälischen Korn, trinkt Wasser und geht gleich an den Start.

»Die baltischen Adelsfamilien, nehmen wir die Freiherrn von Korff, von Firks, Kayserling oder Hahn, sind so weit verbreitet, dass sich kein lebender Nachfahre dieser Familien auf den Schlips getreten fühlen muss, wenn sein Name in einer der fröhlichen Geschichten auftaucht, die man sich bis heute an den Kaminfeuern östlich der Elbe zu erzählen pflegt.«

Der junge Korff hatte sich im Alter von 21 Jahren eine Probenummer von >Wild und Hund< kommen lassen. Seitdem nannte man ihn in der Familie den Bücherwurm.

So viel also zur literarischen Kompetenz des baltischen Adels, der sich im Gebiet von Litauen, Lettland und Estland niederließ und dessen männliche Mitglieder große Anhänger des schönen Geschlechts waren.

Der Baron von Firks nimmt Platz in einem Abteil des Bummelzuges von Riga raus aufs Land. Ein lecker Marjellchen sitzt ihm gegenüber. Nach einer halben Stunde Fahrt bemerkt er: »Schönes Wetter heute, mein Fräulein.«

Nach einer weiteren halben Stunde erwidert sie: »Ganz recht, Herr Baron, schönes Wetter.«

Der Zug holpert weitere 20 Minuten durch die baltische Landschaft, da sagt der Baron: »Jenug jeflirtet, zieh dich aus, mein Ferkelchen.«

Ein alter Bekannter ist auch die folgende Geschichte:

Der alte Baron von Kayserling fährt einmal im Jahr zur Grünen Woche nach Berlin. Das gehört sich einfach so, man kann ruhig mal etwas Neues erfahren. Doch im Grunde seines Herzens fühlt der Baron sich unwohl. Die Stadt ist ihm zu groß, beinahe wäre er unter die Straßenbahn gekommen.

Er ist froh, als er die Heimfahrt antreten kann. Mit dem D-Zug zuckelt er von Berlin aus los, dann weiter mit dem Bummelzug zu seiner kleinen Station. Als der Baron ankommt, ist es schon dunkel, und der Schnee hat den Bahnhof in winterliches Weiß getaucht.

Sein Kutscher Johann wartet bereits mit dem Pferdeschlitten und bringt ihn nach Hause. Das Schlösschen des Barons ist zu seinen Ehren festlich illuminiert: alle Lampen brennen, Kerzenleuchter sind in die Fenster gestellt worden und das gesamte Gesinde steht auf der großen Freitreppe mit Fackeln in der Hand, und als Gruß hat einer in den Schnee gepinkelt: »Willkommen, Herr Baron.« »Ach «, spricht der Baron beeindruckt, »Kinderchen, ich bin ja so jerührt, dass ihr mich so nett empfangt. Aber — wer hat das jeschrieben?«

Da tritt Johann, der Stallknecht, hervor und antwortet: »Herr Baron, war ich.«

Der Baron blickt ihn verwundert an: »Mein Junge. Der Kraft und der Fülle deiner Lenden würde ich das ja zutrauen, aber ich weiß doch: Du kannst gar nicht schreiben.«

Johann antwortet: »Nu, die Baroness hat mir den Pinsel jeführt.«

Man kann den Eindruck haben, dass Koch den Figuren, von denen er erzählt, immer ähnlicher wird. Zum Beispiel den baltischen Baronen oder Typen des westfälischen Landadels. In Jagdkleidung und mit seinem inzwischen grau gewordenen Bart, den er letzthin auf einen anmutigen Schnäuzer verkleinert hat, kann man ihn leicht für ein Mitglied jener Schichten halten, deren Rolle er so gern spielt.

Koch ist wie seine Protagonisten leidenschaftlicher Jäger. Seit mehr als vierzig Jahren stellt er dem Wild nach »im Wege des Armenrechts«. Das heißt, er ist auf Einladungen angewiesen. Um die zu er-gattern, muss man dem Jagdherrn nützlich sein, gut schießen können, Jagdhorn blasen oder eben Geschichten erzählen. Dann schlägt die Stunde der »Baltischen Barone«.

In einer linden Maiennacht guckt die Baronin von Korff oben aus ihrem Fenster und beobachtet unten in den Fliederbüschen recht merkwürdige Bewegungen. Als der Mond hinter einer Wolke hervorkommt und die Nacht erhellt, ruft sie herunter: »Marjellchen, wirst dich mal richtig hinstellen oder soll sich der junge Baron das Kreuz verbiegen?«

»Die baltischen Barone waren durchaus bodenständig und hatten das Herz auf dem rechten Fleck«, erklärt Koch. »Und ein bisschen fühlten sie sich wie die Herren der Welt.« Das führte angeblich dazu, dass sie gelegentlich, wenn sie irgendwelche Fremden auf ihrem Land antrafen, erst gar keine Förmlichkeiten austauschten, sondern einfach zur Waffe griffen. Der unbekannte Eindringling wurde dann mit einem Armenbegräbnis verabschiedet. Solche Gepflogenheiten kamen in den letzten Jahren allerdings immer seltener vor. Dass immer wieder die Letten zur Zielscheibe gerieten, resultiert aus der lettischen Revolution 1905/06, bei der beide Seiten böse hingelangt hatten.

Im Jahr 1908, der Krieg liegt schon länger zurück, kehren allmählich wieder normale Sitten ein. Da trifft der Baron von Firks den Grafen Hahn im Bummelzug nach Riga. Auf dessen Knien liegt ein geladenes Jagdgewehr. Da spricht der Firks zu Hahn:

»Zu was bist' bewaffnet? Der Krieg gegen die Letten ist doch schon längst vorbei.«

»Ja«, sagt der Hahn, »ist so eine langweilige Fahrt. Weißt du, man könnte doch vielleicht auf einen lettischen Bahnwärter zu Schuss kommen.«

Zu dieser schlichten Einstellung passt auch die Erzählung von der Beerdigung des alten Korff.

Verwandtschaft und Bedienstete finden sich schwarz gekleidet zu einem großen Trauerzug ein. Da sehen die Leute, dass der junge Baron von Firks ein Jagdgewehr dabei hat. Sein alter Onkel geht auf ihn zu und bemerkt:

»Neffe, ist das nicht ein bisschen degoutant? Wir beerdigen den alten Onkel und du hast ein Jagdgewehr dabei.« »Ja«, erklärt er, »ein Fuchs kann immer kommen.«

»Das ist ein berühmter Jägerspruch, den man auf einer Treibjagd zur Aufmunterung einwerfen kann«, fügt Koch hinzu. Mir fällt dazu der Satz eines trinkfreudigen baltischen Barons ein:

»Von allen leichten Landweinen ist mir der Cognac der liebste.«

»Ein bisschen menschenverachtend waren sie schon, diese Adeligen«, räumt Koch ein, »obwohl mir echte baltische Barone, ich bin mit einigen zur Schule gegangen, immer wieder gesagt haben: So lebensfeindlich, wie du uns darstellst, sind wir eigentlich nicht gewesen. Doch wenn man nachfragte, waren sie durchaus bereit zuzugeben, dass an mancher überspitzten Anekdote etwas dran war.«

Die langen Winter überbrückte man gerne durch die Jagd. Einmal im Jahr gab es die große Herbsttreibjagd. Bei dieser Gelegenheit konnte man die Schwester wieder einladen, die sich mit einem Kommerzienrat aus Berlin verheiratet hatte. Es war eigentlich eine Mesallianz, aber zu diesem besonderen Tag war man verpflichtet, auch den Schwager einzuladen und mit zur Jagd zu nehmen. Am Abend eines solchen Tages fällt beim Korff auf dem Stand ein Schuss.

Der Firks geht rüber und fragt: »Na, was hast' geschossen? Hast noch 'ne Sau erwischt?«

»Ja«, sagt der Korff, »könnt auch ein Treiber gewesen sein.« »Bist du verrückt, du weißt doch genau, was wir für Schwierigkeiten haben, wenn wir die Treiber nicht in Ruhe lassen. Lass uns nachschauen, wer es ist.«

Sie gehen hin, und da liegt wirklich ein Mann mit dem Gesicht im Schnee, mausetot. Sie drehen ihn um, und da sagt der Firks: »Du Korff, das ist ja zum Glück gar kein Treiber, sondern dein Schwager, der Kommerzienrat aus Berlin. Herzliches Beileid.« »Scheiß auf dein Beileid, aber was soll ich meiner Schwester sagen? Die ist sowieso so eigen.«

Aus Ostpreußen stammt dieser:

Fragt der Lehrer: Warum hast du gestern gefehlt? Schüler: Unser Hof ist abgebrannt. Der Lehrer: Und wo warst du vorgestern? Schüler: Da mussten wir doch ausräumen.«

Das erinnert mich an eine andere Geschichte, die sich mit dem kru-den Charakter der Menschen der früheren preußischen Provinz beschäftigt, deren Gebiet heute zu Polen und Russland gehört:

In ostpreußischen Familien gab es den Brauch der Totenwache. Das bedeutete, dass der Tote im Wohnzimmer im Sarg aufgebahrt wurde und die Verwandten um den Sarg herumsaßen. Als die Oma gestorben war, versammelten sich alle Familienmitglieder, wie es Brauch war, im Wohnzimmer um die Leiche. Zunächst gedachten sie alle zehn Minuten der Verstorbenen. Dann kredenzte die Schwiegertochter eine Runde Branntwein. Bald darauf wurden Schnittchen gereicht. Danach gab es wieder etwas zu trinken. Später wurde ein Lied gesungen, das die Verstorbene gern gemocht hatte. Dann stimmten die Versammelten auch andere Lieder an. Und schließlich, nach einigen Runden Branntwein, begannen sie auch zu tanzen.

Am nächsten Tag nimmt sich der Pastor den Sohn der Verstorbenen vor. »Dass ein Gläschen getrunken wird bei der Totenwache, ist ja nicht so schlimm. Dass es ein paar Schnittchen gibt, lässt sich auch noch vertreten. Dass ein Lieblingslied der Oma am Sarg gesungen wird, ist an der Grenze. Was aber nicht geht, ist, dass um den Sarg herum getanzt wird.«

»Genau, das habe ich auch gesagt«, bestätigt der Sohn. »Aber dann haben wir es ausprobiert: Man muss den Sarg nur hochkant in die Ecke stellen!«

Dazu hat Koch eine baltische Version:

Es war im harten Winter des Jahres 40/41: Die Großmutter war gerade gestorben und die Familie hatte eine merkwürdige Totenfeier zelebriert. Sie konnten sie nicht beerdigen, weil der Boden so hart gefroren war. Es war unmöglich, eine Grube auszuheben. Und so einfach in die Luft sprengen, wie sie es mit dem Holzknecht, dem verunglückten, getan hatten, wollten sie die Oma auch nicht. Im Haus konnte man die alte Dame nicht behalten, sie wurde schon leicht anrüchig, wie die Jäger sagen. Also hat der Korff sie auf den Schlitten gepackt und in den Winterwald rausgefahren. Drei Monate hat sie da gestanden im harten Winter, eh dann Ende März der Boden wieder ein bisschen weich wurde, so dass man ein Grab ausheben und die Oma mit allen Ehren beerdigen konnte.

Auch die Schwester aus Berlin war wieder dabei. Am Schluss der Zeremonie geht sie zum Korff und gesteht ihm: »Bruderherz, das war eine wunderschöne Beerdigung und es war sehr feierlich. Bloß eins hat mich gestört, dass du die arme, alte Oma drei Monate alleine im Winterwald hast stehen lassen.« »Nu«, sagt der, »nicht alleine. Bin noch oft draußen gewesen, hab' noch über 40 Füchse an dem Luder geschossen.«

Die Jagd spielte für die Balten eine große Rolle.

Wieder hat sich eine große Gesellschaft zu einer Treibjagd zusammengefunden. Es gab ausreichend Rotwild auf der Strecke, die Jäger sind zufrieden. Unangenehmerweise sind bei der Jagd auch zwei Treiber ums Leben gekommen.

Selbstverständlich hat man die toten Treiber neben das erlegte Wild gelegt, das gehörte sich ja so. Aber als sie dann alle am flackernden Feuer standen, da sagt der Korff zum Firks: »Guck dir das an. De jagdlichen Sitten verrohen wirklich zusehends. Jetzt legen se de Treiber schon vor die Hirsche.«

Solch nüchterne Betrachtungen sind nicht für jeden leicht verdaulich. Machen diese Scherze den baltischen Baron zu einem Sonder-ling, zu einer Kunstfigur außerhalb der Gemeinschaft? Tünnes und Klein Erna sind ja durchaus miteinander verwandt, ihre Familienbande reichen auch in andere Regionen. Der baltische Baron hingegen ist eine historische Figur, verwandt mit dem Herrn von Zitzewitz, der auch nicht mehr über die Kasernenhöfe geistert. Es sind eigentlich schon Witze unserer Großväter.

»Ich habe einen Großvater gehabt«, erzählt Koch, der gehörte zu dieser Gründergeneration des Ruhrgebietes. Er besaß eine Zuliefererfirma und stellte Lampen her. Er war ein wohlhabender Mann und hatte zusammen mit einem Essener AEG-Direktor eine Jagd an der Ruhr, in Sprockhövel, gepachtet. Die beiden wurden dann von ostelbischen Baronen zu großen Treibjagden eingeladen. Eine Tagesstrecke von 800 Hasen war keine Seltenheit. Die baltischen Barone bildeten sich darauf viel ein und behaupteten: >Nichts geht über eine baltische Jagd!<

Darüber ärgerten sich mein Großvater und sein Kumpel. Sie behaupteten darum, in ihrer Jagd in Sprockhövel könne man sogar Giraffen schießen. Natürlich nahm ihnen das niemand ab, und so schloss man eine Wette ab. Daraufhin kauften mein Onkel und sein Freund Fritz in der berühmten Tierhandlung Ruhe in Alfeld an der Leine eine junge Giraffe. Sie sprang nur kurze Zeit glücklich in den Ruhrwiesen umher, bis sie von einem der baltischen Barone erlegt wurde. Mein Großvater hatte die Wette gewonnen. Aber natürlich war die Sache auch damals alles andere als komisch.« Keinerlei Risiken enthält dagegen diese Geschichte:

Der Polizeiposten auf dem Dorf erhält ein Telegramm: »Bitte prüfen, ob der im Dorf lebende Max Dragoleit mit dem Max Drago-leit, der in der Stadt steckbrieflich gesucht wird, identisch ist.« Antwort: »Max Dragoleit geht keiner geregelten Arbeit nach, betrinkt sich häufig, fängt dann Streit an und stellt den Frauen nach. Es gibt jedoch keinen Hinweis, dass er auch noch identisch ist.«

Dieser Witz streift ein anderes großes Thema: Wie geht der Witz mit den Mächtigen um, mit der Bürokratie, mit allem Fremden? Gerne greift der Witz die sympathische Hilflosigkeit des kleinen Mannes auf.

Einer seiner Lieblingswitze sei sogar stubenrein, sagt C. W. Koch:

Erster Weltkrieg, 1914: Es tobt die Schlacht gegen die russischen Truppen bei Tannenberg in Ostpreußen. Großes Schlachtgetümmel, überall schlagen die Granaten ein und Minen gehen hoch. Pulverdampf liegt über der Landschaft. Feldmarschall Hinden-burg steht mit seinem Generalstabschef von Ludendorff auf dem Feldherrnhügel und beobachtet den Verlauf der Schlacht. Da kommt ein Meldesoldat den Hügel hochgerannt. Schon von weitem hört man ihn schreien: »Maldung, Herr General, Maldung, Herr General.« Da schlägt's wieder ein, und der Melder wird durch die Gegend geschleudert. Er rappelt sich auf und kämpft sich durch. Da spricht Hindenburg sanft zu ihm: »Nu mal ruhig, Jungchen, was haben Sie denn zu melden?« Sagt der Melder: »Hab' vergessen.«

Der Krieg diente vielen manchmal deftigen Geschichten aus dem Baltikum und Ostpreußen als Bühne:

Die Pioniere sind eingefallen in das kleine Dorf östlich von Pillkallen, dem heutigen Dobrowolsk. Abends soll Manöverball sein. Marjellchen hat schon am frühen Nachmittag begonnen, sich auf den besonderen Anlass vorzubereiten: Sie hat gebadet, hat sich gepudert, ihr Korsettchen festgeschnürt. Plötzlich springt ihr ein Floh in den üppigen Ausschnitt und gleitet langsam tiefer ihren Busen hinab. Sie versucht ihn aufzuhalten, doch das misslingt.

Da sagt sie: »Jungchen, bleib ruhig sitzen, de Kanoniere heute Abend werden dich schon rausballern.«

Ich muss an dieser Stelle noch meinen Großvater ins Spiel bringen. C. W. Koch trägt den weißen Bart genauso wie er. Auch er war ein großer Geschichtenerzähler:

In einer Diplomatenfamilie werden häufig Gäste eingeladen, und in den frühen Abendstunden ist auch der kleine Sohn noch dabei.

Der meldet sich dann gelegentlich, sucht seine Mutter und ruft: »Mama, ich muss mal!«

Nach einem solchen Abend erklärt ihm die Mutter: »Pass auf, du rufst jetzt nicht mehr so, wenn du mich brauchst, um dein kleines Geschäft zu machen, du wartest bis ich dich sehe und winkst mir, indem du mit dem Zeigefinger wackelst. Dann komme ich.« Das klappt auch gut am nächsten Abend. Der Junge winkt mit dem Finger, die Mutter geht mit ihm weg.

Am nächsten Abend mit Gästen steht die Mutter in einem Kreis festlich gekleideter Menschen, der Junge müht sich, sie aufmerksam zu machen: »Mama!« Die Mutter sieht zu ihm herüber. Der Junge winkt mit den Zeigefinger und ruft: »Und kacken!«

Eine Familie beherbergt einen angesehenen Gast aus dem Ausland, der im Fremdenzimmer übernachtet. Als Erstes wünscht er, nach der langen Reise ein Bad zu nehmen. Als der Besucher schon in der Wanne sitzt, klopft der Gastgeber an die verschlossene Badezimmertür und ruft: »Ich habe vergessen, dir die Bedeutung der Schwämme mit den Buchstaben A und G zu erklären.«

Der Gast lacht: »Das war mir schnell klar. G bedeutet Gesicht und A, na ja, ich denke Arsch.«

»Das ist leider falsch«, ruft der Gastgeber: G heißt Gesäß und A Antlitz.«

Die historischen Witze - wir wären ärmer ohne sie. Der Schauspieler Gert Fröbe erzählte 1979 im >Kölner Treff< ein Beispiel, was aus Informationen werden kann, die man weitergibt:

Ein Oberst gibt Befehl an seinen Dienst habenden Offizier: »Morgen Abend, so gegen 20 Uhr, ist von hier aus der Halley'sche Komet sichtbar. Das Ereignis stellt sich alle 75 Jahre ein. Veranlassen Sie, dass sich die Leute in Drillichanzügen auf dem Kasernenhof einfinden. Ich werde ihnen dann das seltene Ereignis erklären. Falls es regnet, können wir nichts sehen, und die Leute müssen sich dann im Kasernenkino einfinden. Dort werde ich ihnen dann einen Film über das Ereignis zeigen.«

Der Dienst habende Offizier reicht den Befehl an den Kompaniechef weiter:

»Auf Befehl des Herrn Oberst wird der Halley'sche Komet morgen um 20 Uhr über unserem Gebiet erscheinen. Lassen Sie die Leute, wenn es regnet, in Drillichanzügen heraustreten. Anschließend marschieren sie zum Kino, wo diese seltsame Erscheinung stattfinden wird. Es handelt sich um ein Ereignis, das nur alle 75 Jahre vorkommt.«

Der Kompanieführer händigt den Befehl mündlich an seinen Leutnant aus:

»Auf Befehl des Herrn Oberst ist morgen Abend um 20 Uhr Dienst im Drillichanzug. Der berühmte Halley'sche Komet wird im Kino erscheinen. Falls es regnet, wird der Herr Oberst einen anderen Befehl geben, etwas, das nur alle 75 Jahre eintritt.« Der Leutnant meldet dem Feldwebel:

»Morgen Abend 20 Uhr wird der Herr Oberst im Kino zusammen mit dem Halley'schen Kometen auftreten, ein Ereignis, das nur alle 75 Jahre eintritt. Falls es regnet, gibt der Oberst dem Kometen die Anweisung, bei uns im Drillichanzug zu erscheinen.« Der Feldwebel unterrichtet seinen Unteroffizier: »Also, wenn es morgen regnet, wird im Kasernenkino der berühmte 75 Jahre alte General Halley im Trainingsanzug und in Begleitung des Herrn Oberst einen Kometen fahren lassen.«

Peter Jamin

Feinschmeckerwitze

»Bei einer vollen Tafel, wo die Vielheit der Gerichte auf das lange Zusammenhalten der Gäste abgezweckt ist«, schrieb Immanuel Kant, der scharfsinnigste Denker der Deutschen, in der >Anthropologischen Didaktik<, »geht die Konversation gewöhnlich durch drei Stufen: 1. Erzählen, 2. Räsonnieren, 3. Scherzen.«

Mein Freund Michael, erfolgreich als Regisseur, Drehbuchautor und Medienprofessor, beherrschte die Kunst der Geselligkeit wie kaum jemand in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Er und seine Frau Jelka liebten es, jeden Tag in einem guten bis sehr guten Restaurant essen zu gehen, und luden sich dazu gern Gäste ein. Diese unterhielt vor allem Michael mit Geschichten aus seinem Journalisten- und Filmemacher-Leben, mit Anekdoten aus der Gesellschaft und der ihm ans Herz gewachsenen Kinowelt.

Manchmal erzählte er auch eine amüsante Begebenheit aus seinem großen Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis, wie diese hier: Da bestellt der Gast nach einem ausgiebigen Dinner in einem Feinschmecker-Restaurant in Spendierlaune beim Maitre einen Cognac - »aber bitte den besten und ja keinen Weinbrand«. Der Chef des Hauses, der an den Tisch tritt, um sich nach dem Wohlbefinden seiner Gäste zu erkundigen, fragt noch einmal diskret nach, ob wirklich die Spitzenlage gewünscht sei.

Aber ja. Der Cognac schmeckt vorzüglich, der Schock kommt nach dem Essen: die beiden edlen Braunen schlagen mit fast 500,- Euro zu Buche. Kenner hätten wissen müssen, dass edle Tropfen, viele Jahrzehnte alt, in Gold aufgewogen werden . . .

Der Witz kennt viele komische Situationen, die sich so oder so ähnlich in feinen Lokalen zutragen.

Der Gast ruft den Kellner. »Herr Ober, bitte probieren Sie mal die Suppe.«

»Ist sie nicht in Ordnung?«

»Probieren Sie mal.«

»Ich kann Ihnen gern eine neue Suppe bringen.«

»Probieren, sagte ich.«

»Hier ist die Speisekarte. Vielleicht möchten Sie etwas anderes auswählen?«

»Probieren!«

Der Kellner setzt sich an den Tisch und sagt: »Wo ist der Löffel?«

»Aha!«

Geduldig wartet der Kellner am Tisch des Pärchens, das nur Augen für sich hat, um die Bestellung aufzunehmen. Nach fünf Minuten säuselt der verliebte Max: »Ach, du bist so süß, dass ich dich fressen könnte . . .«

»Na also, das hätten wir...«, seufzt der Kellner erleichtert, »und was wünscht der Herr zu trinken ...?«

Ein elegantes junges Paar speist im Nobelrestaurant. Da tritt der Chefkellner an den Tisch und wendet sich dezent an die Dame: »Ist es Ihrer werten Aufmerksamkeit entgangen, dass Ihr Herr Gemahl soeben unter den Tisch gerutscht ist?« »Da sind Sie aber einem Denkfehler aufgesessen, Herr Ober, mein Gemahl kommt nämlich soeben zur Tür herein.«

Die Welt der Feinschmecker besteht aus mehr als gutem Essen. Sie ist nicht einfach die Fortsetzung der Wortkette jenes Prahlhans-Systems, das von den Sparkassen in Fernsehspots präsentiert wurde: »Mein Haus, mein Pferd, mein Auto, meine Yacht, meine Frau -mein Lieblingsrestaurant.«

Wir finden heute unter den schwarz gekleideten Werbe-Yuppies zwischen München und Berlin, Hamburg und Düsseldorf niemanden mehr ohne Lieblings-Italiener. Jungmanager der einstigen »Wachstumsmärkte« mögen nicht mehr auf eine Nase edlen Küchendufts verzichten. Und Erfolgsmanager von Eisen & Stahl bekommen beim Anblick der goldenen Löffelchen glänzende Augen. Wer Erfolg hat, liebt zumeist auch die gute Küche, möglichst mit vielen Statussymbolen der Köche verziert: Sternchen und Mützchen.

Im französischen Feinschmecker-Restaurant preist der Ober die Küche an: »Unsere Schnecken sind weltbekannt!« Antwortet der Gast: »Schon bemerkt — die von vorhin war wirklich sehr aufmerksam.«

Der Gast hat im Restaurant eine Taube bestellt. Das Fleisch ist zäh wie Leder. Auf einmal beißt er auf etwas Hartes: eine kleine Metallkapsel. Er öffnet sie und findet darin einen Zettel: »Greifen im Morgengrauen an. Napoleon.«

Wer so etwas in einem feinen Restaurant erlebt, sehnt sich nach der Bürgerlichkeit eines normalen Lokals. Der Witz behandelt allerdings auch die dortigen Fehltritte:

Ein Lastwagenfahrer sitzt in einem Restaurant und isst einen Teller Spaghetti, als sechs Rocker das Restaurant betreten. Die Rocker setzen sich an den Tisch des Lastwagenfahrers und versuchen ihn zu provozieren. Aber der Fahrer, der keinen Ärger mit den Rockern will, reagiert nicht. Da nimmt einer der Rocker das Bier des Fahrers und schüttet es ihm über die Hose. Der Fahrer isst seine Spaghetti, als ob nichts geschehen sei. Ein anderer Rocker nimmt den Teller und drückt die Spaghetti ins Gesicht des Fahrers. Da der Teller nun leer ist, verlangt der Fahrer die Rechnung, bezahlt und verlässt das Restaurant. Die Kellnerin kommt und fragt, was sie den Rockern bringen könne. »War das ein Blödmann«, sagt einer der Rocker, »wir machen mit ihm, was wir wollen, und der wehrt sich nicht mal. So einen Idioten haben wir schon lange nicht mehr getroffen.« »Da habt ihr recht«, sagt die Kellnerin, »und Lastwagen fahren kann er auch nicht. Er hat da draußen gerade sechs Motorräder zu Schrott gefahren.«

Ein Deutscher macht eine Rundreise durch die USA, verfügt aber nur über mangelhafte Sprachkenntnisse. Am ersten Morgen geht er in ein Restaurant, um zu frühstücken. »Ober, was ist dort im Hof?« »Ein Hahn.«

»Und wie heißt seine Frau?« »Henne.«

»Wie nennt man die Kinder von Hahn und Henne?« »Küken.«

»Und wie nennt man die Küken vorher?« »Eier.«

Der Deutsche: »Bringen Sie mir zwei Stück, bitte.«

Im »Restaurant Dieter Müllers im Schloßhotel Lerbach« in Ber-gisch-Gladbach, im »Tantris« in München oder in der »Traube« in

Grevenbroich paart sich Kochkunst mit Karriere-Bewusstsein. Über Sterne-Köche wie Wodarz & Witzigmann spricht man allerorten. Wenn Michael von einer Reise heimkehrte, erzählte er mir gerne von seinen Erlebnissen rund um den Kochtopf. Er scheute keine Kraftanstrengungen, wenn sie die kulinarische Freude beförderte. Einmal wanderte er, der freiwillig keinen Meter zu Fuß ging, mit Freunden quer durch das Elsass - von einem Edelrestaurant zum nächsten. Er schätzte eben den Genuss ohne Reue - und Irritationen waren ihm ein Gräuel:

Die Gäste beim Verlassen eines In-Lokals zum Wirt: »Schade, dass wir nicht schon früher hier waren.«

»Hat es Ihnen denn so gut geschmeckt?«

»Das nicht, aber dann wäre das Fleisch vielleicht noch frisch gewesen.«

Es ist allerdings gar nicht so leicht, in den Sterne-Läden dazuzugehören. Wem die goldenen Löffelchen nicht in die Wiege gelegt wurden, der muss sich das Entree erst einmal erarbeiten. Zwar kommt jeder rein, der ein paar hundert Euro für ein Dinner for two übrig hat. Es ist die Schere im Kopf, die Angst zu versagen, als Unwissender entlarvt zu werden, die Stress bereitet. Man oder frau braucht einen Paten, der die Türen öffnet und vor Peinlichkeiten bewahrt. Genießen will gelernt sein.

Mich hat Freund Michael in die hohe Schule des Genusses eingeführt. Der Ältere, immer gut gelaunt bei einem Schluck Sancerre, schob mich vor Jahren durch die Türen des »Schiffchens« in Düsseldorf oder - zur Filmfestspiel-Zeit - des »Maitre« in Berlin. Das Restaurant gibt es leider nur noch in meiner Erinnerung, sonst würde ich gerne einmal wieder dort einkehren.

Dank Michael blieben mir die Fauxpas erspart, die gern als Anekdoten die Tischreden der Gourmets schmücken. Im sonnigen Süden Frankreichs, beim weltberühmten Bocuse, geschah es, dass ein Möchtegern den Kellner um mehr und mehr Parmesan-Schnipselchen für die Spaghetti bat. Der schnitt gerne und reichlich ab; erst beim Essen entpuppte sich der Käse als weißer Trüffel. Teuer war's und peinlich -wie immer, wenn Drei-Sterne-Esser Fehler machen.

Ein Mann besucht ein Feinschmecker-Restaurant. Die Kellnerin ist besonders hübsch. Er kann sich kaum auf die Speisekarte konzentrieren. Schließlich fragt die Kellnerin nach seinen Wünschen.

Der Mann verlangt: »Einmal Quickie!«

Die junge Frau dreht sich empört um und rauscht davon. Fünf Minuten später hat sie sich von der frechen Bemerkung erholt und fragt ihn noch einmal. »Einmal Quickie!«, wiederholt er.

Sie gibt ihm eine Ohrfeige und geht wieder. Da lehnt sich ein Herr am Nachbartisch zu dem Gast herüber, zeigt auf das Quiche-Gericht in der Speisekarte und sagt: »Entschuldigen Sie, aber man spricht das >Kisch< aus.«

Wer in den Top of the Topfs verkehrt, muss sich zwischen Herd und Kühlschrank nicht auskennen - nur zeigen sollte er das nicht. Wohl bekomm's:

Ein Sachse und Hobby-Gastronomie-Kritiker besuchen eine Fischgaststätte.

Der Ober: »Mechdn se dän Gorpfen blau essen?« Der Gast empört: »Nee, gäbn se mor erschd dän Fisch, de Gedränge gomm hindorher.«

»Mein Teller ist ganz feucht«, beschwert sich der Reisende im Restaurant des Luxushotels. »Die kriegen hier von mir keinen Stern.«

»Sei ruhig«, flüstert seine Frau, »das ist die Suppe!«

Als ich Freund Michael eines Tages scherzhaft einen »Drei-SterneEsser« nannte, sah er mich irritiert an, als hätte ich ihn, den leidenschaftlichen Zocker (Skat und Fußballwetten), bei einem verbotenen Spielchen erwischt. Echte Gourmets werden gern als solche erkannt -aber nicht so genannt. Es sind stille Genießer, und ihre Entlarvung bei Perlhuhn an Balsamico-Salatblättchen empfinden sie als so gravierend, als hätte man einem Betriebsratsvorsitzenden nachgewiesen, dass er die Mehrheitsaktien an der eigenen Firma besitzt.

Die Welt der Sterne-Esser gleicht einem Geheimbund, über den zwar immer wieder gern geschrieben wird, deren Mitglieder aber in geradezu angeborener Anonymität ihr Süppchen schlürfen. Joschka Fischer gehört dazu. Er hat, ganz Sportler seit seinem Nahkampftraining für eine Frankfurter Sponti-Truppe, den Sprung an den edel gedeckten Tisch geschafft und »entdeckte im Laufe der Jahre die Freuden der Haute cuisine und der Grands crus, der edlen Küche und der edlen Weine . . . ein echtes Erlebnis, das Ergebnis eines kunstvollen Handwerks und ein sehr alter Bestandteil unserer Kultur«.

Der ehemalige AKW-Demonstrant und heutige Bundeskanzler Gerhard Schröder hängt zwar immer noch an der Currywurst -trotzdem parkt er Wagen und Bodyguards gern vor dem Berliner InRestaurant »Borchardt«.

Ja selbst Kohl, offiziell Deutschlands Saumagen-Repräsentant, verkehrte und verkehrt mit Vorliebe in einem Edelrestaurant italienischer Provenienz im Berliner Grunewald - in aller Stille selbstverständlich.

Von den meisten Edelessern, wen wundert's, gibt es keine Fotos bei Tisch. Wo edle Zungen zwischen New York & Rom, Paris & Madrid, München & London mit ihren Spitzenköchen zusammenkommen, da herrscht Diskretion.

Altkanzler Helmut Schmidt besucht ein feines Restaurant in seinem Wohnort Hamburg. Der Kellner erkennt den ehemaligen Politiker, der dafür bekannt ist, leidenschaftlich gern zu rauchen. Er weist den Prominenten darauf hin, dass er sich in einem Nichtraucher-Lokal befinde.

»Können Sie keine Ausnahme machen?«, fragt Schmidt. Antwortet der Kellner: »Wir haben nichts dagegen, dass Sie rauchen, aber bitte atmen Sie nicht aus!«

Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Trost für jene ist, die sich die fröhliche Völlerei nicht leisten können: Es ist nicht immer die beste Gesellschaft, in der man sein teures Milchkalbskotelett an Sahnechampagnerschaum genießt. Gute Gerüche locken auch jene an, die sich mit ganz anderen Gerichten besonders gut auskennen. Manchmal sitzen 50 Jahre Knast Tisch an Tisch mit 50 Jahren Unternehmertum -doch darüber spricht man nicht. Bei Preisen zwischen 20 Euro für die Sauerampfercreme mit Quarkklösschen, 35 Euro für Carpaccio vom Reh mit Steinpilztartar und edlem Wein für 30 bis 300 Euro die Flasche kann es einem wirklich die Sprache verschlagen.

»Herr Ober«, erkundigt sich der Gast, »warum heißt dieses Gericht denn Räuberspieß?«

»Warten Sie ab, bis Sie die Rechnung bekommen, mein Herr.«

Wo so viel Geld locker sitzt wie in den feinen Restaurants der Nation, bitten böse Buben nicht nur zu Tisch, sondern gelegentlich auch zur Kasse. Wie in Berlin, wo eine genüsslich dinierende Runde wintertags plötzlich in die Mündungen von Maschinenpistolen blickte: Pelzmäntel, Schmuck, Schecks und viele tausend Mark Schwarz- & Bargeld wechselten den Besitzer. Die Maskierten hatten schwer an ihrer Beute zu tragen und die Damen an ihren Verlusten nicht minder - zumal am nächsten Tag darüber nichts in der Zeitung stand und kein Wort über den Verlust verloren werden durfte. Diskretion - versteht sich. Normalerweise geht es in den Restaurants und Gaststätten weniger kriminell zu. Ab und an fallen höchstens die Leistungen von Küche oder Kellnern nicht zur vollen Zufriedenheit der Gäste aus, wie die vielen Ober-Witze beweisen:

Gast: »Herr Ober, mein Wein ist trüb!«

Kellner: »Das kann nicht sein. Wahrscheinlich ist nur das Glas schmutzig.«

Gast: »Herr Ober, hier ist eine Fliege in der Suppe.«

Kellner: »Mein Herr, es tut mir leid, dass es nur eine ist. Fliegen sind in diesem Jahr knapp.«

Gast: »Herr Ober, in meinem Bier schwimmt eine Fliege!«

Kellner: »Wünschen der Herr einen Rettungsring?«

Gast: »Herr Ober, ich würde gern dinieren!«

Kellner: »Tut mir leid, mein Herr, die Nieren sind leider aus.«

Gast: »Herr Ober, die Rechnung bitte!«

Kellner: »Wie fanden Sie Ihr Schnitzel, mein Herr?«

Gast: »Mit einer Lupe.«

Gast: »Herr Ober, in dem Kirschkuchen sind ja gar keine Kirschen!«

Kellner: »Was denken Sie — im Hundekuchen sind ja auch keine Hunde . . .«

Gast: »Herr Ober, meine Suppe ist kalt!«

Kellner: »Kein Wunder! Sie haben die ja auch bereits vor einer Stunde bestellt!«

Gast: Herr Ober, dieses Schnitzel schmeckt wie ein alter Hauslatschen, den man mit Zwiebeln eingerieben hat!« Kellner: »Donnerwetter! Was Sie schon alles so gegessen haben!«

Gast: »Herr Ober — in meiner Suppe schwimmt ein Hörgerät.« Kellner: »Wie meinen?«

Gast: »Ober, bringen Sie mir bitte die Forelle Müllerin Art!« Ruft ein zweiter Gast: »Mir auch, bitte. Aber ganz frisch!« Schreit der Ober in die Küche: »Zweimal Forelle, einmal davon frisch!«

Fragt der Ober den Gast: »Und, hat es Ihnen geschmeckt?« Gast: »Ich habe schon besser gegessen.« Darauf der Ober: »Aber nicht bei uns.«

Michelin sagt uns, wo die Reise hingeht, und Wolfram Siebeck, der >Zeit<-Schmecker, war immer auch schon da. Niemand wundert's also, dass der sympathische Grandseigneur in der Welt der Drei-Sterne-Esser hofiert wird wie ein Sonnenkönig an Baumkuchen-Savarin.

Allerdings sei lobend erwähnt: Siebeck kann selber kochen. Wie, das beschreibt er immer wieder gern in seinen Kolumnen. Bewiesen hat er das vor Jahren meinem Freund Michael und mir bei einem Besuch in seinem Landhaus bei München. Der Gastro-Kritiker, von Michael einst für die schreibende Zunft in einem Essener Vorort entdeckt, steht sogar den Fachmann an der Salatschleuder. Nie werde ich seinen freundlichen Hinweis vergessen, dass Salat nicht zwangsläufig wässrig schmecken muss, nur weil er gewaschen wurde.

Einer der berühmtesten Feinschmecker Frankreichs, Brillat-Sava-rin, schrieb im 19. Jahrhundert in seinem Buch >Physiologie des Ge-schmacks<, dass »die Entdeckung eines neuen Gerichtes die Menschheit mehr beglückt als die Entdeckung eines neuen Gestirns«.

Wer Drei-Sterne-Esser etwas besser kennt, weiß allerdings: Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass sie sich auch am Herd auskennen.

»Mathilde, wie schmeckt Dir mein Essen?«, fragt der Gatte, nachdem er einen Männerkochkurs mit Erfolg absolviert hat. Die Gattin sieht ihn forsch an: »Suchst du schon wieder Streit?«

Ein Manager wird im Männerkochkurs vom vegetarischen Essen überzeugt und beschließt, selbst Hühner zu züchten. Er kauft bei einem Händler hundert Küken. Nach einer Woche kommt er wieder zum Händler, um abermals hundert Küken zu kaufen. Das wiederholt sich auch in der dritten Woche. Der Händler fasst sich ein Herz und fragt: »Haben Sie Land dazugekauft, oder klappt es nicht mit Ihrer Zucht?«

Der Vegetarier: »Nein, ich muss irgendwas falsch machen. Entweder pflanze ich sie zu tief oder zu dicht.«

Der Gatte bringt aus dem Männerkochkurs ein selbst gebackenes Stück Kuchen mit. Die Ehefrau beißt herzhaft rein und fragt:

»Was ist das denn für ein Kuchen?«

Der Mann: »Ein Marmorkuchen.«

Die Gattin: »Ich hätte auf Steinkohle getippt!«

Nicht immer ist das Anfänger-Pech. Manch einer übernimmt sich einfach mit dem, was er anrichtet. Mein Freund Michael gab sich bei Tisch zwar anspruchsvoll, aber in der eigenen Küche bescheiden. Er war ein hervorragender Koch - von westfälischen Buletten, rheinischen Bratkartoffeln und englischem Rührei mit Speck, das er Jelka gern zum Frühstück bereitete. Wir haben ihn immer wegen dieser Kochkünste gelobt.

Alfred Biolek, den Genießer heute wegen seiner anspruchsvollen Einfachheit schätzen und der gelegentlich sogar gemeinsam mit Sterne-Koch Witzigmann die Kochlöffel schwingt, gab 1986 ein Geheimnis preis, als er von der Bundeskanzler-Gattin Hannelore Kohl gebeten wurde, für ihr Buch >Was Journalisten anrichten< ein Rezept beizusteuern. Der TV-Moderator nahm die Aufforderung locker und verriet die Zusammenstellung seines »Welschen Salats«: »Zwei große Dosen gewürfelte Karotten, zwei große Dosen Linsen, eine große Dose Sellerie, eine große Dose Erbsen, ein großes Glas Gewürzgurken ...«

Der Chefkoch rügt die neue Kellnerin: »Sagen Sie mal, wieso haben Sie denn >Speinat< auf die Speisekarte geschrieben?« »Sie haben doch selber gesagt«, wehrt sie sich, »ich soll Spinat mit Ei schreiben ...«

Ein Holzwurm kommt in eine Konditorei und beschwert sich: »Also, Ihr Baumkuchen ist ja echt ein ausgemachter Schwindel!«

Beim Essen will Peter dem Papa etwas sagen. Der Papa ermahnt ihn: »Sei still, ich unterhalte mich mit den Großen, und du redest nur, wenn du gefragt wirst.«

Als die Familie fertig ist, darf Peter sprechen. Doch der winkt ab: »Zu spät, jetzt hast du die Schnecke im Salat aufgegessen.«

Ein Priester fragt den Kellner am Freitag: »Haben Sie Haifischflossen?« »Nein!«

»Kann ich bei Ihnen Haifischsteak bestellen?«

»Tut mir leid, mein Herr. Das führen wir nicht.«

Darauf der Priester: »Bringen Sie mir ein Pfeffersteak. Sie sind mein Zeuge, dass ich Fisch verlangt habe.«

Der Urlauber bestellt bei seinem Ober: »Bitte ein Ei steinhart, das andere roh. Einen verkohlten Toast und eine lauwarme Brühe, die Kaffee heißt.« »Ich weiß nicht, ob sich das machen lässt«, gibt der Kellner zu bedenken.

Der Gast: »Warum nicht? Gestern ging es doch auch.«

Manchen Mitessern, denen ich in Feinschmecker-Restaurants begegnet bin, traue ich zu, dass sie wohl virtuose Dosen-Öffner, aber keine echten Gourmets sind. An diesem Urteil ändert sich auch nichts, wenn sie sich betont als Kenner ausgeben und kein gutes Haar an der Suppe lassen. Weil das Kritisieren so viel einfacher ist, als selbst den Kochlöffel zu schwingen, gibt es inzwischen Kritiker-Brigaden, die mit Begeisterung Noten vergeben. Die Fresskult-Bibel >Michelin< legt dafür ein Formular bei, in das der Gourmettourist bis zu vier Restaurants abmeiern darf. Marcellus Hudalla, Gastro-Oberkritiker von eigenen Gnaden, hat sein System so perfektioniert, dass in seinen >Marcellino's Restaurant-Reports< nur noch steht, was »Gäste sagen - wie gut es wirklich ist«.

Es darf gelacht werden: Als Nachspeise zu dieser Geschichte servieren wir noch ein paar witzige Naschereien. Denn »nichts wird dem deutschen Humoristen zum größeren Erlebnis als die Vorgänge der Verdauung«, erkannte der österreichische Schriftsteller und Humorist Karl Kraus.

»Können Sie kochen, Martha?« »Jawohl, gnädige Frau, auf beiderlei Art!« »Was heißt: auf beiderlei Art?«

»Je nachdem, ob die Gäste wiederkommen sollen oder nicht!«

»Kommst du mit zur Schnitzeljagd, Hubert?« »Nein, ich bin Vegetarier.«

Mitternacht in Helmuts Stamm-Restaurant. Der Wirt plaudert mit ein paar Gästen. Da geht die Tür auf, Helmut kommt herein und bestellt eine Flasche Champagner. Als ihm diese serviert wird, lässt er den Korken knallen und ruft laut: »Prost Neujahr!!«

»Wie kommen Sie darauf?«, fragt der Wirt irritiert, »wir haben Ostern!«

»Ostern?«, stammelt Helmut, »o je, das gibt Ärger. So lange war ich noch nie Feiern!«

Gastgeberin: »Nehmen Sie doch noch einen Pfannkuchen.«

Gast: »Vielen Dank, aber ich hatte schon vier.«

Gastgeberin: »Sie hatten sechs, aber wer wird denn hier zählen.«

Ein Sechzehnjähriger kommt in eine Apotheke und sagt schüchtern, dass er sich am Abend mit einem hübschen Mädchen träfe und nun etwas benötige. Der Apotheker nickt verständnisvoll: »Brauchst' ein Kondom?«

»Ja. Und außerdem ist da noch die Mutter von dem Mädel, die ist auch sehr hübsch und...« »Brauchst' noch ein zweites?« »Hmm, ja.«

»Hast schon recht, mein Junge, Sicherheit geht über alles.«

Beim Essen am Abend bei der Familie des Mädchens hält sich der Junge ständig den Arm vors Gesicht, und er neigt seinen Kopf zu Boden und würdigt die anderen keines Blickes.

Nach dem Essen sagt das Mädchen empört zu ihm: »Wenn ich gewusst hätte, was du für Manieren hast, hätte ich dich nicht eingeladen.«

Antwortet der Junge: »Wenn ich gewusst hätte, dass dein Vater Apotheker ist, wäre ich nicht gekommen ...«

Gast: »Herr Ober, haben Sie Zucker?« Kellner: »Nein, Gicht!«

Gast: »Herr Ober, haben Sie Froschschenkel?« Kellner: »Nein, ich gehe immer so.«