77756.fb2 Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 37

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Dieter ThomaGenosse, es darf gelacht werd.en: (N)Ostalgie

Was ist Glück? — Dass wir in der DDR leben dürfen. Was ist Pech? — Dass wir dieses Glück haben.

Der einzige Mangel, den es in der DDR nie gegeben hat, ist der Mangel an Witzen. Das war die Antwort des kleinen Mannes auf den Druck von oben. Trotzdem kostet es Mühe, heute noch gute zu finden. Sie lebten mit den sozialistischen Staatsformen auf und verschwanden mit ihnen. Der Rest verdunstet langsam. Nach ihnen zu suchen ist so, als lerne man eine tote Sprache:

Warum ist die Banane krumm?

Damit sie einen Bogen um die DDR machen kann.

Archäologen buddeln im Erdreich nach verschollenen Kulturgütern. Ich grub bei ehemaligen DDR-Bürgern. Ich warf mich in den Mantel, stieg in den Zug und fuhr nach Berlin. Der Taxifahrer begrüßte mich mit freundlicher Schnodderschnauze: »Aus Köln kommen Se? Dann woll'n Se sich jetzt wohl das Großstadtleben ankieken, wa?« Ich überging seine hauptstädtische Arroganz und antwortete: »Ich suche Witze. DDR-Witze.« Da fiel ihm gleich einer ein.

Was war früher da, Ei oder Henne? Früher war beides da.

Als wir am Friedrichstadtpalast vorbeikommen, erinnere ich mich an seine Eröffnung 1984. Unter den Gästen war auch Günter Mittag, Stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR. Der Moderator sagte damals in der Live-Sendung: »Morgens esse ich wenig, abends umso mehr, denn vom Mittag kann man ja nicht viel erwarten.«

Günter Mittag nahm ihm das übel, und der Moderator hatte seine Karriere beendet. Er verschwand für immer von der Bühne.

Der Fahrer setzt mich in einem Cafe in Berlin-Mitte ab. Dort begrüße ich meinen ersten Gesprächspartner. Er war früher ein kleiner Funktionär und fragt, warum ich mich verspätet hätte. Ich lege Hut und Mantel ab und bestelle einen Kaffee. »Ich habe meine Uhr verlegt und musste einen anderen Zug nehmen«, flunkere ich. Das bringt ihn auf seinen ersten Witz:

Walter Ulbricht vermisst seine goldene Uhr.

Sagt Mielke: »Das werden wir schnell klären!«

Eine Stunde später ruft Ulbricht an und sagt: »Die Sache hat sich erledigt, ich habe die Uhr gefunden.«

»Zu spät«, antwortet Mielke »von 18 Festgenommenen haben zehn gestanden.«

Sind diese Witze entstanden aus dem Widerspruch zwischen dem aufgebauschten Wort politischer Reden und der Wirklichkeit?

»Aus der Diskrepanz zwischen Behauptungen und Tatsachen«, sagt mein Gegenüber. Offenbar fühlt er sich nicht wohl, mit diesen Geschichten in die alte Zeit zurückzukehren. Es ist so, als redeten wir schlecht über Verstorbene. Die Bedienung stellt ein kleines Tablett mit einem Kännchen Kaffee ab. Eigentlich wollte ich nur eine Tasse haben.

»Der war noch schön«, versichert mein Tischnachbar dann doch:

In der DDR gibt es keine Betten mehr, die Produktion ist völlig eingestellt worden. Wie kommt das?

Unsere Werktätigen sind auf Rosen gebettet, die Funktionäre ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus. Die Stasi schläft nie, und der Rest sitzt.

Die Menschen hatten es in der DDR mit einer Staatsidee zu tun, die auf alles eine Antwort finden wollte und sich für alles zuständig erklärte, auch für jeden Einwand. Wenn im Westen jemand schlechte Schuhe gekauft hatte, beschwerte er sich im Geschäft. Hier schimpfte man auf den Sozialismus. Aber die Regierung unterstellte selbst, dass sie für die Produktion von Schuhen zuständig sei. Einwände richteten sich darum mit Recht auch gegen sie.

Warum sind die Metzgereien nachts dunkel?

Damit die Leute nicht glauben, da würden Fliesen verkauft.

Damit ist er leer, »verbrannt« wie ein enttarnter Agent. Ich verbünde mich mit dem Kellner: Jeder Gast, der bei mir einen Witz erzählt, wird zu einem Cappuccino oder einem Pikkolo eingeladen. Es dauert 25 Minuten, bis mein nächster Witzlieferant Platz nimmt.

Es ist eine Dame. Sie trinkt einen Pikkolo. Ich ordere noch einen Kaffee.

»Tasse oder Kännchen?«, fragt der Ober.

»Nur eine Tasse, bitte«, antworte ich. Er bringt trotzdem ein Kännchen.

»Das gehört zu unseren neuen Errungenschaften«, sagt mein Gast. Sie ist Ärztin, großgeworden im Arbeiter- und Bauernstaat. Sie erzählt:

Die Oma darf als Rentnerin in den Westen fahren. Als sie zurückkommt, wird sie gefragt: »Wie ist es denn so da drüben?« »Eigentlich genau so wie hier«, antwortet Oma, »für Westgeld kriegt man alles.«

Das ist schon alles. Mehr weiß sie nicht oder sagt sie nicht. Der Ober bringt mir ein neues Kännchen Kaffee. »Wollten Sie nicht nur eine Tasse haben?« fragt mein nächster Gast erstaunt und rührt in seiner Cappuccinotasse. Der nächste Erzähler ist sinnigerweise ein evangelischer Pastor:

»Sie haben nicht einen Witz für mich?«, frage ich und bemühe mich, ihn anzulächeln. Er nickt und erzählt mir diese Geschichte:

Erich Honecker kommt in den Himmel, soll auf einer Wolke sitzen und Halleluja singen. Das ist ihm zu langweilig, er fragt, ob es denn nicht irgendetwas zu tun gebe. Daraufhin wird er einer Gruppe zugeteilt, die aus Ton kleine Männchen formt. Immer wenn eine Figur fertig ist, haucht ihr Schöpfer sie an, woraufhin sie sich kurz räkelt und dann über den Tisch wegläuft. Nur bei Erich bleiben die Figuren unbeweglich liegen. »Das verstehe ich nicht. Wie kann denn so etwas sein?« fragte er Petrus.

»Erich«, antwortet der Hüter der Himmelspforte, »die anderen formen kleine Menschen, du machst kleine Kommunisten. Das müsstest du doch wissen: Denen muss man erst in den Arsch treten, bevor sie laufen.«

Der wirtschaftliche Zusammenschluss der Ostblockstaaten nannte sich »Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe« oder auch »COMECON« (»Council for Mutual Economic Assistance«). An der Effizienz dieser Vereinigung zweifelt der folgende Witz:

Frage: Es ist groß, schwarz, aus Eisen, und tritt nicht in den Arsch. Was ist das?

Antwort: Es ist die erste, gemeinsam im Comecon entworfene >In-den-Arsch-Trete-Maschine< der Welt.

Er sammelt offenbar diese Tret-Witze. Mehr hat er auch nicht zu bieten.

Die Kritik am Staat suchte sich in der DDR ihre Wege nicht nur im Witz, sondern auch in Liedern und Gedichten, wie denen des Kabarettisten und Protestsängers Wolf Biermann. Er wurde 1976 aus der DDR ausgebürgert. Warum, mag folgendes Beispiel erklären, dass er 1979 im >Kölner Treff< erzählte:

»>Hänschen klein< ist ein hochpolitisches Lied. Sie glauben es nicht?

Hänschen klein geht allein — ohne das Kollektiv! In die weite Welt hinein — In der DDR ist es doch so schön! Stock und Hut steht ihm gut — Das sind bürgerliche Symbole. Und Deutsche gehen mit Gewehren und Handgranaten ins Ausland, wie in der CSSR oder in der Nazizeit. Und die Mutter weinet sehr — deutsche Mütter weinen nicht, wenn ihr Sohn den Heldentod stirbt.

So ist das ein hochpolitisches Lied. Man muss es nur richtig missverstehen.«

Mein nächster Kaffeepartner ist Pädagoge. »Das war erst Mitte der fünfziger Jahre«, erinnert er sich, »da kamen die typischen DDRWitze auf!«

Beim Einbruch ins Innenministerium sind die Wahlergebnisse der nächsten zehn Jahre gestohlen worden.

Der gefällt mir. Aber die besten Witze seien damals aus Russland, zu jener Zeit noch Sowjetunion, gekommen.

Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow besucht eine Schule. Er fragt: »Wer hat >Anna Karenina< geschrieben?« Alle Schüler sagen: »Ich nicht!«

Der Erste Vorsitzende mahnt: »Denkt darüber nach, was an eurer Schule los ist! Ich stelle eine ganz normal Frage und bekomme nur dumme Antworten. Uberlegt was ihr tun könnt!« Eine Woche später bekommt er einen Brief von der Schule. Darin steht: »Wir haben den Fall untersucht. Die verantwortlichen Leute sind gefunden. Sie haben nicht nur >Anna Karenina< geschrieben, sondern auch Krieg und Frieden<. Sie haben es auch zugegeben.«

Im Vielvölkerstaat Sowjetunion standen die Russen bevorzugt im Mittelpunkt des Witzes:

Bei einem Metzger in der Kleinstadt wird Fleisch erwartet. Obwohl es klirrend kalt ist, steht eine lange Schlange Menschen frierend vor dem Eingang. Nach zwei Stunden kommt der Metzger heraus und sagt:

»Es wird nicht für alle reichen, wie ich höre. Also, die Juden gehen schon mal wieder nach Haus.«

Nach weiteren zwei Stunden, leichter Schneefall hat eingesetzt, tritt der Metzger wieder vor die Tür und sagt: »Es wird noch viel weniger sein, als wir geglaubt haben. Jetzt gehen Letten, Esten und Ukrainer wieder nach Haus.«

Es vergehen weitere drei Stunden. Ein eisiger Wind weht über die Straßen. Endlich öffnet der Metzger wieder seine Türe: »Es ist alles noch viel schlimmer. Es wird gar kein Fleisch kommen. Ihr könnt alle heimgehen. Auch die Russen.« Da sagt einer der Anstehenden zum andern: »Siehste, wie die Juden wieder bevorzugt werden!«

Dieser Cappuccino-Gast hat sich gelohnt. Ich danke ihm. Sekt mag er nicht. Ungarn war dem Westen schon immer näher, auch im Kommunismus. Ich erinnere mich, dass ich dort schon Ende der siebziger Jahre in Geschäften mit einer westlichen Kreditkarte zahlen konnte. Ein gebürtiger Ungar erzählt mir zwei Witze aus seiner alten Heimat:

Ein Genosse soll aus der Partei ausgeschlossen werden. Wegen dauernder Trunkenheit. Sein Parteioberer wirft ihm vor: »Selbst dein Parteidokument stinkt nach Wodka!«

»Dazu kann ich nichts«, wehrt sich der Angesprochene, »immer wenn ich Beitrag bezahlt habe, hat der Parteisekretär den Stempel angehaucht!«

Die ungarische KP schickt ein hochrangiges Mitglied in den Westen. Der Mann soll dort sechs Wochen studieren, wie es mit dem Sterben des Kapitalismus steht, das ja bevorstehen soll. Als der Entsandte nach sechs Wochen zurückkommt, holt ihn ein Genosse auf dem Bahnhof ab und fragt: »Kannst du ein Resümee geben mit einem Satz?« »Es ist ein schöner Tod!«

Die Polen waren und sind vielleicht die begabtesten Witzemacher des europäischen Ostens. Niemand weiß, wie viele Witze dort entstanden sind, um dann ihren Weg durch alle sozialistischen Länder zu nehmen.

Aus dem heutigen Polen stamme folgender, sagt mein ungarischer Gast:

Zwei Polen treffen sich nach der Wende.

»Wie geht es dir? Was machst du?«

»Ich habe jetzt eine Stellung in der Stadtverwaltung.«

»Und deine Frau?«

»Die arbeitet als Sekretärin.«

»Und deine Tochter?« »Die ist Arzthelferin.« »Und davon könnt Ihr leben?«

»Wo denkst du hin, nein! Aber zum Glück ist mein Sohn arbeitslos.«

Ich bringe eine eigene Erinnerung ein. Als ich 1983 in Warschau war, wurde unsere Delegation abends in den Keller des wieder aufgebauten Restaurants »Krokodil« eingeladen. Der Gastgeber pries in seiner Rede den Bau und sagte. »Diese eindrucksvollen Gewölbe, die Sie hier sehen, sind nebenbei aus Mikrobeton: 70 Prozent Beton und 30 Prozent Mikrofone.«

Die Ostfriesen der DDR waren die Volkspolizisten. Viele FriesenWitze wurden einfach übertragen. Das galt für alle sozialistischen Länder bis auf einige wirklich eigenständige Vopo-Witze. Ich sammele sie wie ein Pilzsucher. Und eröffne das Gespräch mit meinem sechsten Kandidaten:

Das meistgebrauchte Wort der Vopos soll »Gänsefleisch« gewesen sein. Die Frage: »Gänsefleisch mol den Gofferraum uffmache?«

Mein Gesprächspartner lächelt höflich über meine Bemühungen, Sächsisch zu reden, vielleicht auch insgesamt über die Anstrengungen eines Wessis, sich in Witze hineinzudenken, deren Entstehungsbedingungen er selbst nicht erlebt hat. Im Gegensatz zu meinem Zuhörer. Er kontert den Vopo-Witz mit einer Quizfrage:

Frage: »Welches ist der höchste Berg der Welt?«

Antwort: »Die DDR! Bedenken Sie: Dreißig Jahre Aufstieg! Und immer noch keine Aussicht!«

Oder:

Die Augustus-Brücke in Dresden hieß in der DDR-Zeit »Dimitroff-Brücke«. Besuchern wurde das so erklärt: »Die Bezeichnung stammt aus der Zeit August des Starkem. Wenn der Sachsenfürst am Nachmittag mit dem Schiff über die Elbe fahren wollte, suchte er aus den Schönen des Landes diejenigen heraus, die mitfahren sollten. Er zeigte dann: »Die mit droff, die mit droff!«

Dann fällt ihm noch ein heiterer DDR-Witz ein:

»Kannst du nach 10 Bier noch arbeiten?«

»Aber sicher, leicht!«

»Nach 20 Bier?«

»Aber ja!«

»Nach 30?«

»Auch noch.«

»Nach 40?«

»Also, etwas eingeschränkt, würde ich mal sagen.« »Nach 50?«

»Also, arbeiten nicht mehr. Nur noch leiten!«

Anlaufstelle für Fragen aller Art war in der DDR der Radiosender Eriwan, der Fragen aus allen Lebensbereichen »im Prinzip« immer beantworten konnte:

Frage an Radio Eriwan: »Stimmt es, dass der Genosse Stalin die Witze sammelt, die über ihn erzählt werden?« Antwort: »Im Prinzip ja, aber er sammelt auch diejenigen, die sie erzählen.«

Ich habe jetzt zwölf Tassen Kaffee getrunken. In Kännchen. Obwohl ich nur drei bestellt hatte. In Tassen. Der Ober kommt wieder vorbei und ich schaue schüchtern zu Boden. Als ich wieder aufblicke, lächelt mich Gast Nr. 7 an: »Hallo Dieter!«, begrüßt er mich. »Kennst du den schon?«

Ausgerechnet ein Kollege ist von meinem Ober angeworben worden. Er erzählt:

Ein Mann klingelt an der Etagentür. Krächzend antwortet zu seiner Überraschung von innen ein Papagei: »Wer ist denn da?«

Sagt der Mann: »Der Klempner!«

Der Papagei: »Wer ist denn da?«

»Der Klempner!«

»Wer ist denn da?«

Der Mann, immer lauter: »Der Klempner!«

Das geht so über zehn Minuten. Dann fällt der Mann vor der Tür ohnmächtig um. Als die Wohnungsinhaberin nach Haus kommt,

sieht sie den Mann und fragt: »Wer ist denn da?«

Da ruft der Papagei: »Der Klempner!«

Damit sind wir offenbar mit den Witzen aus dem Osten im Westen angekommen. »Möchten Sie noch etwas trinken?«, fragt mein Ober. »Ich habe gleich Feierabend.« - »Vielleicht eine heiße Schokolade«, überlege ich laut. »Tasse oder Kännchen?« - Ich schaue ihn einen kurzen Augenblick an. »Ach, bringen Sie einfach ein Kännchen.«

Als ich, zurück in Köln, meine Wohnungstüre aufschließe, entdecke ich zu meiner Freude einen Brief von Wolfgang Kohlhaase. Unser Freund Michael Lentz, selbst Drehbuchautor, hatte Wolfgang Kohl-haase schon früh nach DDR-Witzen gefragt. Kohlhaase schrieb mehr als zwanzig Drehbücher für DEFA-Filme, darüber hinaus Hörspiele und Erzählungen. Aber vor allem Filmdrehbücher. Daher kannten sich die beiden.

»Lieber Dieter Thoma«, schreibt er. »Wenn ich Michael Lentz traf, Ihren Kompagnon bei der Herausgabe des Buches >Ganz Deutschland lacht!<, pflegten wir uns Witze zu erzählen. Meist nahm ich mehr mit, als ich brachte. Wiederum kam ich aus einer Gegend, die mit anderen Widersprüchen lebte, mit dem Scheitern einer Utopie. Der Witz in halber Öffentlichkeit war eine ständige Übung, er wohnte gern an dem Weg, auf dem das Ziel nicht näher kam. Die Ehre Ihrer Aufforderung, Ihnen noch ein paar Beispiele dafür zu nennen, bringt mich aber in Verlegenheit. Neue alte Witze kann es nicht geben. Die platten Exemplare hat man sich nie gemerkt, und auch die guten verblassen allmählich. Der Witz braucht ja die Wirklichkeit, die er damals meinte, um zu funktionieren. Er rechnete mit ihrem Gewicht und ihrer Dauer. Er benötigte eine subversive Geselligkeit, und sei es für den Moment einer Pointe.

Das Lachen berührte Dinge von Bedeutung, den Versuch einer anderen Gesellschaft. Sie ist aus Gründen missglückt, aber auch aus Gründen auf die Welt gekommen. Sie fühlte sich nie sicher. Deshalb spielte die Musik so laut.

Das Sein verstimmt das Bewusstsein.

Frage: Was sind die vier Hauptschwierigkeiten des Sozialismus? Antwort: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Alles ist schlechter geworden.

Nur eines ist besser geworden: Die Moral ist schlechter geworden.

Was hat 36 Zähne und vier Beine? Antwort: Das Krokodil. Was hat 36 Beine und vier Zähne? Antwort: Das Politbüro.

Ein Neuankömmling kommt in die Hölle, die zwei Abteilungen hat. Vor der sozialistischen steht eine Schlange, vor der kapitalistischen ist es leer. Er geht erst einmal dort hinein. >Was passiert einem denn hier?<

>Man sitzt in siedendem Öl und läuft auf glühenden Kohlen und wird mit spitzen Eisenstangen durchstoßen.< >Und drüben?<

>Man läuft auf glühenden Kohlen und sitzt in siedendem Öl und wird mit spitzen Eisenstangen durchstoßen.< >Wenn es keinen Unterschied gibt, warum stehen die Leute dann dort an?<

>Mal fehlt das Öl, mal die Kohlen, mal sind die Stangen nicht da.<

Die Frösche schreiben ans Politbüro: >Uns fressen die Störche, was sollen wir tun? Helft uns!<

Nach längerer Zeit kommt die Antwort: >Fresst die Störche doch selbst!<

Die Frösche schreiben wieder: >Wir sind Frösche. Wir können keine Störche fressen.<

Das Politbüro schreibt zurück: >Wir treffen nur Grundsatzentscheidungen. Die Lösung müsst ihr selbst finden.<

Ein Volkspolizist stoppt eine Straßenbahn. Er sagt: >Fahren Sie rechts ran!<

In Sibirien hält ein Zug lange auf offener Strecke. Die Reisenden fragen den Schaffner: >Warum stehen wir?< >Wir tauschen die Lok.<

Es dauert, die Reisenden fragen erneut: >Warum halten wir immer noch?<

>Wir haben die Lok getauschte >Ja und?< >Gegen Wodka.<

Eine ausländische Delegation bereist das Gebiet Witebsk. Man erklärt ihr die kulturelle Entwicklung: >Wir haben heute im Gebiet Witebsk vierunddreißig Schriftsteller. Früher gab es hier nur einen einzigen. Er hieß Leo Tolstoi.<

Der Kosmonaut Gagarin kreist um die Erde. Auf einer polnischen Baustelle ruft ein Maurer von unten nach oben:

>Antek!<

>Ja?<

>Die Russen sind im Kosmos!<

>Alle?<

>Einer.<

>Scheiße!<

Der zuständige Minister besucht eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Er lobt in einer langen Rede den Sachverstand der Bauern. Er hat eine letzte Frage: Warum hat diese Kuh keine Hörner?< Der Vorsitzende antwortet: >Eine Kuh kann aus verschiedenen Gründen keine Hörner haben. Sie kann ohne Hörner geboren sein. Man kann ihr die Hörner abgesägt haben. Sie kann die Hörner auch verloren haben. In diesem speziellen Fall handelt es sich allerdings um ein Pferd!<

Wie steigert man den Wert eines Forint?

Man bohrt in einen Forint vier Löcher. Dann ist er ein Knopf.

Und ein Knopf kostet zehn Forint.

Wir haben ein so genanntes mittleres Jahr. Was heißt das?

Schlechter als das letzte, aber besser als das nächste.

Frage an Radio Eriwan: Stimmt es, dass der Kapitalismus dem Abgrund entgegenrast? Im Prinzip ja.

Warum wollen wir ihn dann überholen?

Die beiden nächsten Witze sind, glaube ich, neueren Datums und haben schon mit dem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz zu tun, den es ja geben soll.

Was unterscheidet den deutschen und den ungarischen Geschäftsmann?

Beide verkaufen ihre Großmütter. Aber der Ungar liefert nicht.

Wie wird ein Mann, der nur einen Apfelbaum besitzt, Millionär? Er kümmert sich um den Baum von früh bis spät. Er wässert ihn im Sommer, und im Winter schützt er seine Wurzeln vor Frost. Er vertreibt die Wespen, so gibt es keine Maden. Wenn der Wind den Baum schüttelt, ist er da, um die Äpfel aufzufangen. So gibt es kein Fallobst. Er verliert keinen seiner Äpfel und bringt sie poliert auf den Markt. Er macht einen kleinen Gewinn und hat im nächsten Jahr schon zwei Apfelbäume. Er handelt wieder mit aller Umsicht. Dennoch, einige Äpfel fallen und bekommen Flecke. Aber auch die gibt er nicht verloren und macht aus ihnen Kompott. Er bringt alles zum Markt und macht wieder Gewinn. Er hat im dritten Jahr drei Apfelbäume. Die Mühe wächst, aber auch seine Erfahrung und seine Liebe zur Apfelzucht. Die meisten seiner Äpfel erntet er unversehrt, und wenn dennoch welche fallen, werden sie zu Kompott, und wenn einige sogar faulen, macht er Most aus ihnen und denkt schon im Voraus an die Her-stellung von Wein. Er bringt alles auf den Markt, wo er nun schon als erfolgreicher Mann gilt, macht wieder einen Gewinn und hat im vierten Jahr schon vier Apfelbäume. Nach sieben Jahren stirbt seine Tante und er erbt eine Million.

Nach der Wende gab es bei uns etwas Neues, die Ossi-Wessi-Witze. Sie waren oft aggressiv, eine Art Protest gegen die zugewanderten so genannten Besserwessis, Ignoranz gegen Ignoranz. Auch die vergisst man schon wieder, aber dies ist einer der feineren:

Ein Ossi sitzt in der Wüste. Ein Wessi will sich zu ihm setzen. Er sagt: >Rück mal ein Stück!<

Lieber Dieter Thoma, Witze wie diese habe ich vielleicht unserem gemeinsamen Freund Michael erzählt, oder ich hätte es getan.

Mir fällt auf, wie schwer es ist, über etwas zu lachen, was die Leute im Lande nun vereinigt und trennt. Ich meine das Geld.«

Ich erinnere mich bei diesem Briefschluss an eine Frage an Radio Eriwan. Sie soll schon 1985 aufgetaucht sein. Sie stellte, wenn es so stimmt, eine fast prophetische Vorausschau dar:

»Wird es im Jahr 1990 in der DDR noch Geld geben?« Antwort: »Ja — nur noch.«

Zwischenrufe

Ein Gast bestellt in der Kneipe »11 Bier!« Als er ausgetrunken hat, ruft er: »Zahlen!«

»Wollen Sie nicht noch ein Bier trinken?«, fragt der Wirt. Sagt der Gast: »Dann hätte ich ja gleich zwölf bestellen können.«

Warum ist Erna eigentlich immer noch nicht verheiratet?

Sie ist wohl zu schlau, um einen Mann zu nehmen, der so dumm ist, sie zu heiraten.

Ein Esel ist ein Pferd, das von einer Kommission erfunden worden ist.

Ein Mann schwärmt an der Wirtshaustheke: »Meine Frau ist ein Engel!«

Sagt ein anderer: »Sie Glücklicher! Meine lebt noch.«

Elefant und Maus kommen zum Standesamt.

»Sie beide wollen heiraten?«, wundert sich der Standesbeamte.

Sagt die Maus: »Was heißt wollen? Wir müssen.«

Ein Taxifahrer bringt einen Fahrgast zum Flughafen. Er überfährt alle roten Ampeln.

Plötzlich ist eine Ampel grün. Der Taxifahrer bremst scharf. Der Fahrgast fragt: »Warum bremsen Sie bei Grün, aber nie bei Rot?«

Der Taxifahrer: »Es könnte ja ein Kollege kommen.«

»Wie viele Brötchen können Sie auf nüchternen Magen essen?« »Vier.«

»Falsch! Nur eins. Wenn Sie das gegessen haben, sind Sie nicht mehr nüchtern.«

Der Genasführte erzählt die Geschichte weiter: »Wie viele Brötchen kannst du auf nüchternen Magen essen?« »Drei.«

»Schade! Hättest du vier gesagt, hätte ich einen schönen Witz gewusst.«

»Ein Mensch, der sich nicht verständlich machen kann, ist ein Idiot. Verstehen Sie mich?«

»Nein!«