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Vor ein paar Jahren besaß ich ein Hotel und eine Bar auf Mallorca. In jenen Tagen war der Wettbewerb ziemlich hart. Es war die Zeit, als die ersten großen Discos aufmachten und ihre Glitzerkugeln zum Schwingen brachten. Wenn du wolltest, dass die Leute zu dir kamen, um ein paar Peseten an der Theke zu lassen, musstest du irgendetwas Ungewöhnliches machen. Ich präsentierte damals meine Fernsehshow >Musik aus Studio B<, so dass eine Menge Leute kamen, um einen Blick auf »Mr. Pumpernickel« zu werfen. Aber wenn sie mich erst einmal von allen Seiten studiert hatten, gingen sie, ohne einen einzigen Drink gekauft zu haben. Ich merkte bald, dass ich mehr tun musste, als bloß dazustehen (was mich zudem ein wenig verlegen machte). Eines Tages begann ich also, Witze zu erzählen, und von da an war meine Bar jeden Abend voll. Auch ohne Disco-Kugel. Das Erzählen von Witzen wurde bald ein ständiger Programmpunkt - so sehr, dass ich vor jedem »Auftritt« Lampenfieber bekam. Ich lernte eine Menge übers Witzeerzählen.
Natürlich, meine Gäste waren im Urlaub und sie hatten alle schon ein paar bunte Cocktails bei sich geparkt; aber sie wussten, was sie wollten: gute Witze. Es war wie bei den Drinks - je stärker die Geschichte, desto besser. Ein paar Leute kamen jede Nacht, um sie wieder zu hören.
Ich bezeichnete meine Scherze als Unikate und erzählte sie nach dem Motto: Ende gut, alles gut! Wenn die Pointe gut ist, spielt es keine Rolle, wie du dahin gekommen bist.
Nun denken Sie, ich erzähle Ihnen ein paar solcher Witze an dieser Stelle. Falsch. Erstens kann man die Mallorca-Witze nur mündlich erzählen. Zweitens: fast alle würden mir Ärger mit der Sittenpolizei einbringen. Aber steigen Sie nicht aus! Ich habe ein paar beinahe saubere Witze zusammengesucht, die Ihnen, wie ich hoffe, gefallen werden. Auch diese hier sind Unikate.
Ein Einbrecher dringt eines Nachts in ein Haus ein. Er leuchtet mit seiner Taschenlampe umher, auf der Suche nach Wertsachen. Als er einen CD-Player in seinen Sack steckt, hallt aus der Dunkelheit eine dunkle körperlose Stimme und sagt: »Jesus sieht alles.« Dem Einbrecher bleibt fast das Herz stehen. Er schaltet seine Taschenlampe aus und verharrt regungslos. Als er nach einer Weile nichts mehr hört, schüttelt er seinen Kopf, schaltet die Lampe wieder an und sucht nach weiteren Wertsachen. Als er die Stereoanlage ausbaut, um die Kabel herauszuziehen, hört er, klar wie ein Glockenschlag, die Stimme: »Jesus sieht alles.« Vollkommen außer sich, leuchtet er mit der Taschenlampe ängstlich umher, um zu sehen woher die Stimme kommt.
Schließlich taucht in einer Ecke im Lichtkegel ein Papagei auf. »Hast du das gerade gesagt?«, zischt er den Papagei an. »Hm-hm«, gesteht der Papagei, »ich hab' nur versucht, dich zu warnen.« Der Einbrecher entspannt sich. »Mich zu warnen, hm? Wer zum Teufel bist du?« »Moses«, antwortet der Vogel.
»Moses?«, lacht der Einbrecher. »Was für beknackte Leute nennen einen Vogel Moses?«
»Wahrscheinlich«, antwortet der Vogel, »die gleiche Art von Leuten, die ihren Rottweiler Jesus nennt.«
Ich denke, man muss in der richtigen Stimmung sein, um sich Witze anzuhören. Diesen hier zum Beispiel. Er ist ziemlich albern. Vielleicht sollten Sie vorher ein Glas Bier trinken.
Ein Fahrer hat einen kleinen Unfall und einige Dellen im Auto. Da kommt ein Mann vorbei und sagt ihm: »Du musst kräftig in den Auspuff blasen, das drückt die Dellen wieder raus.«
Der Mann fährt weiter, und der Fahrer denkt sich, das kann ich ja mal ausprobieren. Er bläst und bläst. Da kommt die Polizei vorbei und fragt ihn, was er da mache. Er antwortet, ein Mann habe ihm gesagt, um die Dellen herauszubekommen, solle er in den Auspuff blasen.
Da fangen die Polizisten an zu lachen und sagen: »Idiot! Wenn das Schiebedach auf ist, kann das ja gar nicht funktionieren.«
Es kann sein, dass Ihnen der nächste Witz nicht gefällt. Ich persönlich finde ihn mehr als beängstigend. Was immer er bei ihnen auslöst, er wird Sie aber bestimmt zum Nachdenken bringen.
Es gab dieses Paar, das bereits zwanzig Jahre verheiratet war. Der Mann bestand darauf, dass, immer wenn sie Sex hatten, das Licht ausgemacht werde.
Nun, nach zwanzig Jahren, findet die Frau, sei das recht lächerlich. Sie versucht ihm diese verrückte Angewohnheit auszutreiben. Also, eines Nachts, sie verlieren sich in einem wilden, kreischenden, romantischen Liebesspiel, macht sie das Licht an. Sie schaut nach unten . . . und sieht, dass ihr Mann ein batteriebetriebenes Hilfsmittel in der Hand hält... einen Vibrator! Die Frau flippt vollkommen aus. »Du impotenter Bastard!«, schreit sie ihn an. »Wie konntest du mich all die Jahre anlügen?! Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung!«
Ihr Mann schaut ihr geradewegs in die Augen und erwidert ruhig: »Ich erklär' dir das Spielzeug — aber du erklärst mir die Kinder!«
Hier ist ein logischer Witz, und wenn Sie ihn gelesen haben, werden Sie vielleicht sagen: »Warum nicht?«
Ein Pfarrer, ein Arzt und ein Bankier warten eines Morgens auf eine besonders langsame Gruppe von Golfern. Der Bankier ist ziemlich sauer: »Was ist los mit denen ... Wir müssen hier seit 15 Minuten warten!«
Der Arzt zustimmend: »Ich weiß nicht, so ein Unvermögen habe ich noch nie gesehen.«
Der Pfarrer sagt: »Da kommt der Platzwart. Lasst uns mit ihm reden.«
»Sag mal Georg, was ist eigentlich mit dieser Gruppe da vor uns? Die sind ziemlich langsam, oder?«
Der Platzwart antwortet: »Ah ja, das ist die Gruppe der blinden Feuerwehrmänner. Sie verloren ihr Augenlicht letztes Jahr, als sie den Brand im Clubhaus löschten. Wir lassen sie immer kostenlos spielen.«
Die drei werden ganz still. Dann sagt der Pfarrer: »Das ist traurig. Ich glaube, ich werde heute Abend ein Gebet für sie sprechen.«
Der Arzt: »Gute Idee. Ich werde mich mal mit meinem Kumpel, dem Augenarzt, in Verbindung setzen. Vielleicht kann der irgendwas machen.«
Der Bankier: »Warum spielen die Jungs nicht nachts?«
Folgendes Funkgespräch fand im Oktober 1995 zwischen einem US-Kriegsschiff und den kanadischen Behörden vor der Küste Neufundlands statt.
Amerikaner: »Bitte ändern Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden.«
Kanadier: »Ich empfehle Ihnen, ändern Sie den Kurs 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden.« Amerikaner: »Hier spricht der Kapitän eines Schiffs der US-Marine. Ich sage noch einmal: Ändern Sie Ihren Kurs!« Kanadier: »Nein. Ich sage noch einmal: Sie ändern Ihren Kurs!« Amerikaner: »Dies ist der Flugzeugträger USS Lincoln, das zweitgrößte Schiff der Atlantikflotte der Vereinigten Staaten. Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und mehreren Hilfsschiffen begleitet. Ich verlange, dass Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, das ist eins-fünf Grad nach Norden, ändern, oder es werden Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Sicherheit dieses Schiffes zu gewährleisten.«
Kanadier: »Dies ist ein Leuchtturm. Hallo! H-a-a-llo?«
Und noch einer:
Drei alte Damen sitzen in einem Altenheim und kramen in ihren Erinnerungen. Die erste alte Dame erinnert sich, wie sie im Gemüseladen einkaufen geht, und zeigt mit ihren Händen die Länge und den Umfang einer prächtigen Salatgurke an, die damals nur zehn Pfennige kostete.
Die zweite alte Dame nickt zustimmend und fügt hinzu, dass auch die Zwiebeln damals viel billiger gewesen seien. Sie deutet die Größe von zwei Zwiebeln an, die nur fünf Pfennig kosteten. Die dritte alte Dame schaut sich ihre beiden Freundinnen an und lächelt: »Ich kann leider kein Wort von dem, was ihr sagt, hören«, sagt sie, »aber ich erinnere mich noch gut an den Kerl.«
Die folgenden Zeilen sind ein wenig makaber. Sollten Sie nicht in der richtigen Laune sein, springen sie einfach zum nächsten Witz weiter und heben Sie sich diesen für schlechte Zeiten auf.
Paul kehrt von einem Arztbesuch zurück und erzählt seiner Frau Alma, dass der Doktor gesagt habe, er habe nur noch 24 Stunden zu leben. Er bittet sie, noch einmal mit ihm zu schlafen. »Natürlich«, sagt sie.
Sechs Stunden später kommt Paul wieder zu ihr. »Schatz, jetzt bleiben mir nur noch 18 Stunden. Könnten wir es nicht noch einmal machen?« Alma ist wieder einverstanden.
Später, Paul hat nur noch acht Stunden zu leben, berührt er Almas Schulter. »Schatz? Bitte, nur noch einmal.« Sie ist auch diesmal einverstanden. Danach dreht sie sich auf die Seite und schläft ein.
Paul hört jedoch nur noch die Uhr in seinem Kopf ticken. Er wälzt sich hin und her, bis ihm nur noch vier Stunden übrig bleiben. Er tippt seiner Frau auf die Schulter: »Schatz, ich habe nur noch vier Stunden! Könnten wir...?«
Sie setzt sich ruckartig auf. »Hör mal zu, Paul. Tu mir einen Gefallen. Ich muss morgen sehr früh aufstehen. Du nicht.«
Ich kann Leute, die ellenlange Witze mit einer schlechten Pointe erzählen, nicht ertragen. Deswegen mag ich die kurzen. Wenn sie schlecht sind, sind sie wenigstens schnell vorbei.
Ein Mann sitzt in seinem Sessel und liest in aller Ruhe ein Buch, als seine Frau sich von hinten nähert und ihm mit einer Zeitung auf den Kopf schlägt. »Wofür war das denn?«, fragt er.
»Das war für das Stück Papier in deiner Jackentasche, auf das du den Namen Mary Lou geschrieben hast«, antwortet sie. »Vor zwei Wochen bin ich beim Pferderennen gewesen, und Mary Lou war der Name eines der Pferde, auf das ich gesetzt hatte«, erklärt er ihr.
»Oh, das tut mir Leid«, sagt sie.
Drei Tage später, er schaut gerade Fußball, kommt sie herein und schlägt ihn mit einer Bratpfanne k.o.
Als er wieder zu sich kommt, fragt er: »Was zur Hölle sollte das?« Sie antwortet ihm: »Dein Pferd hat angerufen.«
Es gibt nur ein Wort, mit dem man diesen letzten Witz beschreiben kann: niedlich.
Ein Mann ist ziemlich einsam. Er entscheidet, dass das Leben lustiger wäre, wenn er ein Haustier hätte. Also geht er in eine Zoohandlung und sagt dem Besitzer, dass er ein ungewöhnliches Haustier kaufen wolle. Nach einigem Hin und Her kauft er schließlich einen Tausendfüßler in einem kleinen weißen Karton. Er nimmt ihn mit nach Hause und entscheidet sich, mit seinem neuen Haustier erstmal einen Drink in der Bar zu nehmen. Er fragt also den Tausendfüßler in seiner Box: »Würdest du gerne mit zu Frank's gehen und ein Bier trinken?« Sein neues Haustier gibt keine Antwort.
Er wartet ein paar Minuten und fragt erneut: »Wie wär's, hättest du Lust, einen trinken zu gehen?« Aber sein neuer Freund gibt noch immer keine Antwort. Er wartet also wieder ein paar Minuten und denkt nach. Er beschließt, ihn noch einmal zu fragen. Diesmal geht er ganz nah an den Karton ran und schreit: »Hallo, da drinnen! Hättest du Lust, mit zu Frank's zu kommen und einen Drink zu nehmen?«
»Ich hab' dich schon beim ersten Mal verstanden«, antwortet eine kleine Stimme aus dem Innern der Box, »ich zieh mir nur gerade die Schuhe an.«
Peter Jamin
Vor dem Abflug
Bei einem Buch und seinem Leser ist es im Idealfall wie zwischen zwei Freunden. Wenn der Abschied naht, redet man weiter, um die Trennung hinauszuzögern. Da erzählt man sich sogar noch schnell einen Witz, um nicht gehen zu müssen. Etwa so, wie es mir kürzlich mit Martin Semmelrogge auf Mallorca erging. Wir treffen uns gelegentlich in dem kleinen Örtchen Soller zu einem »LiteraTalkMallorca«. Zum Abschied auf dem Flughafen erzählte mir der Schauspieler seinen Lieblingswitz:
Ein Ehepaar sitzt kuschelig zusammen auf der WohnzimmerCouch. Sagt er: »Erzähl mal was Schmutziges.« Sie: »Küche!«
Auch wir bemühen uns hier, mit unseren Zugaben das Ende des Buches ein wenig hinauszuzögern und den Spaß noch ein wenig über die Zeit und die Zeilen zu retten.
Sagt ein Schriftsteller nach einem Jahr des Schreibens glücklich zu seinem Buch: »Endlich! Ich bin am Ende!« Antwortet das Buch: »Was für dich das Ende, ist für mich ein trauriger Anfang.«
Mischt sich der Buchkritiker Reich-Ranicki ein: »Und fürrr miech errrsttt!«
Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, wir bemühen uns redlich, Sie noch ein wenig zu unterhalten, Ihnen das Ende unseres Buches so schmackhaft wie möglich zu machen, und wir scheuen dabei keine Mühe. Wir erfinden dafür sogar einen Witz wie den vorhergehenden. Wir meinen auch, dass man am Ende noch überraschen sollte -so wie in diesem Lachstück:
Ein LKW-Fahrer fährt über die Landstraße, als er plötzlich ein kleines blaues Männchen am Straßenrand stehen sieht. Er hält an und fragt: »Na, was bist du denn für einer?« Das kleine blaue Männchen antwortet: »Ich komme von der Venus, bin schwul und habe Hunger!«
Der LKW-Fahrer antwortet: »Tut mir leid, ich kann dir nur ein Brötchen geben, das ist alles, was ich für dich tun kann!« Er gibt dem blauen Männchen ein Brötchen und fährt weiter, bis er am Straßenrand ein kleines rotes Männchen stehen sieht. Er hält wieder an und fragt: »Na, was bist du denn jetzt für einer?« Das kleine rote Männchen sagt: »Ich komme vom Saturn, bin schwul und habe Durst!«
Der LKW-Fahrer gibt dem roten Männchen eine Cola und sagt: »Tut mir Leid, das ist alles, was ich für dich tun kann!« und fährt weiter. Schließlich sieht er ein kleines grünes Männchen am Straßenrand stehen. Er hält wieder an und sagt: »Na, du kleines grünes, schwules Männchen, was kann ich dir denn geben?« Sagt das grüne Männchen: »Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!«
Was fällt uns noch ein? Eine Anekdote:
»Wann begannen Sie sich für Mädchen zu interessieren?«, fragte der Journalist, der Charlie Chaplin über seine Jugend aushorchte. Darauf der Komiker: »Nachdem ich dahinter gekommen bin, das sie keine Jungen sind.«
Das Ende einer unbeschwerten Zeit verkündet dieser Witz:
In der Stammkneipe erzählt Kollege Mehrhuhn: »Meine Frau hat Erich Kästners Buch >Das doppelte Lottchen< gelesen, und bald darauf haben wir Zwillinge bekommen.«
Kollege Winkelwankel winkt ab: »Das ist noch gar nichts. Meine Frau hat >Schneewittchen und die sieben Zwerge< von den Gebrüdern Grimm gelesen, und neun Monate später bekamen wir Sie-benlinge.«
Da wird Kollege Rübenacker kreidebleich und rennt davon mit den Worten: »Ich muss schnell nach Hause, meine Frau liest gerade >Ali Baba und die 40 Räuber<.«
Mit der Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung spielt der nächste Witz:
Die hübsche junge Dame sitzt allein im Cafe. Ein Mann vom Nachbartisch kommt herüber und fragt: »Verzeihen Sie, darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?«
»Waas, auf Ihr Zimmer?!«, schreit die Schöne laut auf, so dass sich alle Gäste im Lokal nach dem Paar umdrehen. »Nein, nein, das ist ein Missverständnis. Ich wollte Sie nur auf einen Drink einladen.«
»Waas, ins Hotel?!«, schreit sie wieder. Hastig verzieht sich der junge Mann an seinen Tisch. Nach kurzer Zeit kommt die junge Dame zu ihm. »Entschuldigen Sie die Szene von vorhin, aber ich studiere Psychologie und untersuche die menschlichen Verhaltensweisen in unerwarteten Situationen.«
Der junge Mann sieht sie an und schreit auf: »Waas?! Zweihundertfünfzig Mark?!«
Bei dem nächsten Beispiel kommt zur Pointe noch die Freude an schrägen Begebenheiten und skurrilen Situationen hinzu.
Drei Freunde spielen Karten. Da unterbricht einer die Stille und sagt: »Ich kenne Brigitte Bardot.«
»Ist klar, Ackermann«, stöhnen die Mitspieler, »die kennen wir auch«. Die drei einigen sich darauf, nach Paris zu fahren, um Brigitte Bardot zu besuchen. Sollte der Star Ackermann kennen,
so wollen die beiden anderen die Reise bezahlen. Wenn Bardot Ackermann nicht erkennt, findet die Reise auf seine Kosten statt.
In Paris angekommen, strebt Karl Ackermann zielstrebig die Metro an, steigt im Marais-Viertel aus, rennt in einem Haus die Treppen hoch und klopft an eine Wohnungstür. Es öffnet Brigitte Bardot: »Ackermann, mon amour, qa va?« Die Freunde müssen zahlen. Einige Wochen vergehen, und bei einem erneuten Treffen zum Kartenspielen meint Ackermann: »Ach ja, ich kenne den Bush.« »Aber sicher, Ackermann, das glauben wir dir!« Wieder schließen die drei Freunde eine Wette ab und fliegen diesmal nach Washington. Als die drei vor dem Weißen Haus stehen, schaut George W. Bush gerade zum Fenster heraus: »Ackermann, old fellow, come in, let's have a drink!« Wieder zahlen Ackermanns Freunde die Reise. Es vergehen einige Wochen, und die Freunde treffen sich wieder zum Kartenspielen. Ackermann meint: »Ach ja, ich kenne den Papst.« »Ja logisch, den kennen wir auch — dass du die Bardot und den Bush kennst, haben wir kaum glauben können, aber den Papst — nein, das kaufen wir dir echt nicht ab!«
Wieder wetten die drei Freunde und fahren nach Rom, wo der Papst gerade eine Messe vor dem Petersdom liest. Plötzlich hält er einen Moment inne und ruft: »Ackermann, du hier? Komm her!« Die Menschenmenge lässt Ackermann durch, der begibt sich zum Altar. Papst und Ackermann umarmen sich, essen gemeinsam einige Hostien, trinken Messwein, winken dem Volk zu und verabschieden sich wieder. Ackermann geht zu seinen Freunden zurück - die liegen ohnmächtig in der Ecke. Als die beiden wieder zu Bewusstsein kommen, fragt Ackermann, was denn passiert sei. Antworten die Freunde: »Dass du Brigitte Bardot und George W. Bush kennst, war ja schon ein kleines Wunder. Dass du den Papst auch noch kennst, na ja, man sieht, es ist möglich! Aber geschockt hat uns, als du vorhin mit dem Papst vom Altar herunter gewunken hast. Da kamen zwei Japaner vorbei, fotografierten die Szene, und einer fragte den anderen: >Weißt du, wer der alte Mann mit dem Hut dort neben dem Ackermann ist?<«
Bevor Semmelrogge und ich in unsere Flugzeuge stiegen, er nach München, ich nach Düsseldorf, tauschten wir noch ein wenig schwarzen Humor aus.
»Doktor, der Simulant von Zimmer 17 ist gestorben!« »Na, nun übertreibt er aber.«
Die Krankenschwester möchte der Ehefrau den Tod des Mannes möglichst schonend beibringen: »Ihr Gatte ist heimgegangen.« »Quatsch, der Depp hat doch gar keinen Hausschlüssel dabei.«
Als kleines Abschiedsgeschenk reichen wir diesen Witz noch nach:
Oliver verabschiedet sich im Hausflur von seiner neuen Eroberung. »Ach Liebling«, flötet er, »die große Liebe ist doch etwas ganz Wunderbares, nicht?«
»Sicher, Schatz, aber mit dir ist es auch ganz nett!«
Auf dem Heimflug fand ich dann noch einen Witz, mit dem man oder frau immer gut eine Reisegruppe für sich gewinnen kann. >Tita-nic<-Mitbegründer Peter Knorr erzählt ihn in seinem amüsanten Büchlein >Mallorca<:
»Warum sterben Piloten oft sehr bald nach der Pensionierung?« »Sie verhungern, weil ihre Frauen nicht wissen, dass man ihnen alle zwanzig Minuten etwas zu essen reichen muss.«
Etwa 1996 wurde auch Deutschland von den »Tamagotchis« überschwemmt. Diese niedlichen Spielzeug-Roboter mussten regelmäßig gefüttert und gepflegt werden, sonst gaben sie ihren Geist auf.
Microsoft möchte den Tamagochi-Hersteller verklagen. Warum? Alles, was viel Liebe und Zuneigung braucht und trotzdem irgendwann abstürzt, muss von Microsoft hergestellt sein.
Selbst den Entertainer Harald Schmidt animierten die Tamagotchis zu einer kleinen Blödelei in seiner Show:
»Wenn Japaner nach Hawaii fliegen, um sich dort das neue Potenzmittel Viagra zu kaufen, wäre das eine völlig neue Bedeutung des Begriffs >Reiseroute<! Die Japaner haben einen Vorteil, denn durch das Tamagotchi sind sie den Umgang mit künstlichen Eiern gewöhnt!«
Ich besitze vermutlich den einzigen noch intakten Tami auf der Welt. Das aber nur, weil ich ihn nie aus seiner Verpackung befreite und ihn in meinen Tresor legte, wo allerlei unsinnige Spielereien ihrer Wiederentdeckung durch Archäologen in 5000 Jahren harren.
Ich bin gespannt, was sie dann sagen werden, die Archäologen.
Dieter Thoma
Zugabe III: Von Schweinen, Katzen und Löffeln
Die flinken Eichhörnchen gelten als die Witzbolde des Gartens. Die niedlichen Kerlchen ernähren sich, wie der Volksmund meint, mühsam. Aber sie sorgen gut vor: Im Sommer vergraben sie Reserven für den Winter. Deswegen hatte die Bundesregierung Anfang der sechziger Jahre ihre Aufforderung an die Bürger, sich für einen möglichen Notfall Vorräte anzulegen, »Eichhörnchen-Aktion« genannt.
Auch ich bin diesem guten Rat gefolgt. Ich habe einige Witze verwahrt, nicht angerührt, oder nur bei besonderen Gelegenheiten ausgepackt. Sie waren so etwas wie eine eiserne Ration, oder eben ein Eichhörnchenvorrat. Nun habe ich sie ausgegraben.
Es sind vier ganz unterschiedliche Geschichten, die nichts miteinander verbindet, außer dass sie meine Zuneigung besitzen. Sie haben sich schon manches Mal bewährt. Ich hoffe, das werden sie auch hier tun - obwohl: so aufgeschrieben, statt erzählt, kommen sie mir beinahe etwas fremd vor. Vielleicht beginnt man aber auch Wertsachen, die man verschwiegen aufhebt, zu überschätzen. Sei's drum. Hier ist die erste:
Ein Mann kommt zu einem Veranstaltungs-Manager und sagt: »Ich kann Ihnen eine ganz fabelhafte Nummer verkaufen!« Der Manager wehrt ab: »Was glauben Sie, wie viele da jeden Tag kommen und das behaupten!«
Der Mann lässt nicht locker: »Es ist eine Tiernummer!«
»O je«, stöhnt der Manager, »Tiernummern gibt es wie Sand am Meer, das will doch keiner mehr sehen.«
Der Mann bleibt hartnäckig: »Es handelt sich um ein Pferd, das singt, und ein Schwein, das dazu Klavier spielt.«
»Das gibt es nicht«, sagt der Manager.
»Dann schauen Sie es sich doch wenigstens mal an!«
Der Manager lässt sich überreden und sieht wirklich ein Schwein und ein Pferd, die auf die Bühne kommen. Das Schwein setzt sich ans Klavier, und das Pferd stellt sich an die Rampe und singt.
»Das gibt es doch nicht«, staunt der Manager, »da ist doch ein
Trick dabei.«
Der Anbieter der Nummer schweigt.
»Gut«, sagt der Manager, »Sie sind ausnahmsweise engagiert, und hinter den Trick komme ich schon, denn es gibt kein Schwein, das Klavier spielt, und ein Pferd, das singt!« Die Nummer läuft, und über Wochen und dann Monate sitzt der Manager in den Vorstellungen. Er schimpft: »Ich komme nicht dahinter, aber es muss ein Trick sein! Es gibt kein Pferd, das singt, und ein Schwein, das Klavier spielt!«
Irgendwann ist er so wütend, dass er dem Mann droht: »Also, jetzt bin ich es leid. Entweder Sie verraten mir den Trick, oder ich veröffentliche, dass Sie ein Betrüger sind, und mache die Nummer für alle Zeiten kaputt!«
Der Mann windet sich und sagt: »Also, wenn Sie mich so erpressen, natürlich ist ein Trick dabei...«
»Sehen Sie«, triumphiert der Manager, »habe ich es nicht immer gesagt, nun raus damit!«
»Es ist so«, sagt der Mann, »das Pferd kann gar nicht singen — das Schwein singt und spielt!«
Der zweite Witz, den ich gehortet habe, weckt bei fast jedem Hörer eigene Erinnerungen an ähnliche Situationen.
Witze über Psychotherapie beschreiben sonst fast immer Patientenbesuche beim Seelenklempner. Besonders anregend fand ich darum eine Art Studie aus dem richtigen Leben, die ich Peter Frankenfeld verdanke. Sie stammt aus frühen Zeiten, den sechziger Jahren, als wir beide uns gelegentlich in Köln trafen.
Ein Student, der im fünften Stock in einer Mansarde wohnt, geht kurz vor Ladenschluss noch ein Kotelett kaufen. Als er etwas atemlos wieder oben in sein Mansardenzimmer zurückkehrt, fällt ihm ein, dass er keine Kartoffeln mehr hat. Na ja, denkt er sich, ich werde zur Hauswirtin gehen und sagen: »Entschuldigen Sie bitte, das kann auch nur mir passieren, aber ich habe ein Kotelett gekauft und ganz vergessen, dass ich keine Kartoffeln habe. Könnten Sie mir vielleicht ein paar leihen?« Als er vor seiner Zimmertür steht, spricht er zu sich: »Warum muss ich mich eigentlich entschuldigen? Ich habe ihr ja nichts getan. Ich werde schlicht erklären: >Stellen Sie sich vor, ich habe ein Kotelett gekauft und gar keine Kartoffeln da. Wären Sie so nett, mir drei oder vier zu leihen?<
Im vierten Stock bleibt er stehen und sagt sich: »Wie das klingt: Wären sie so nett! Diese miese Tante! Das letzte Mal, als ich nur etwas laut Musik gemacht habe, da hat die vielleicht rumgemo-sert und ein Gesicht gezogen! Also, ich werde lediglich sagen: >Stellen Sie sich vor, ich habe ein Kotelett und keine Kartoffeln dazu. Können Sie mir vielleicht ein paar leihen?< Im dritten Stock hält er wieder ein und fragt sich: »Was geht die das eigentlich an, dass ich ein Kotelett habe? Es müsste ja reichen, wenn ich frage: >Können Sie mir vielleicht ein paar Kartoffeln leihen<?« Im zweiten Stock überlegt er: Das ist eigentlich immer noch viel zu devot. Warum >vielleicht<? Ich werde einfach nur fragen: »Haben Sie ein paar Kartoffeln für mich?« Basta. Im ersten Stock bleibt er noch einmal stehen, denkt nach und beschließt: »Das ist alles Quatsch! Ich werde gar nicht fragen. Ich werde nur sagen: »Ich brauche ein paar Kartoffeln!« Er klingelt schließlich unten an der Tür, die Hauswirtin öffnet. Der Student sieht sie an, hebt abwehrend die rechte Hand und sagt: »Sie können sich Ihre Kartoffeln an den Hut stecken!«
Uns Journalisten wird nachgesagt, dass wir nur von schlechten Nachrichten leben. In vergangenen Zeiten wurden mancherorts die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft. Sie sollten darum wenigstens schonend übermittelt werden. »Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen«, heißt es im >Faust<.
Ein Mann hat eine Katze, an der er so hängt, dass er sie nie allein lassen will. Die Verwandtschaft bedrängt ihn, er müsse doch auch mal in Urlaub fahren und sich erholen. Auch sein Chef mahnt ihn, dass ein richtiger Erholungsurlaub eigentlich zur Erfüllung des Arbeitsvertrages gehöre. Schließlich versichert ihm sein Bruder, er werde die Katze so lange verwahren und gut für sie sorgen. Der Mann fährt also in Urlaub, und als er nach drei Wochen zurückkommt, holt ihn der Bruder am Flughafen ab. Die erste Frage des Heimkehrers ist: »Wie geht es meiner Katze?« »Ach die«, sagt der Bruder, »die ist tot, tut mir Leid.« Der Ankömmling schweigt erst, atmet dann tief durch und sagt: »Du hast eine Art, einem so etwas beizubringen!« »Wieso? Was hätte ich denn tun sollen? Die Katze ist nun mal tot.«
Der Besitzer der toten Katze schüttelt den Kopf. »Weißt du, ich hätte eine Geschichte dazu erzählt, die das etwas schonender vermittelt.«
»Was für eine Geschichte denn?«, fragt der Bruder. »Ich hätte vielleicht gesagt: Das war so: Die Katze hat auf der Fensterbank gespielt, es war so schönes Wetter, und das Fenster war offen, sie ist dann immer die Gardine rauf und runter geklettert, hat letztlich wohl versucht, draußen in den Apfelbaum zu springen. Es war wirklich nur ein Katzensprung, aber ihrer war zu kurz. Sie ist abgestürzt. Wir haben uns sofort bemüht und den Arzt geholt, aber es war nichts mehr zu machen.« Der Bruder nickt. »Du hast natürlich recht, das hätte ich so machen sollen, es tut mir Leid.«
Während die beiden im Auto sitzen, fragt der Heimgekommene: »Übrigens, wie geht es denn Mutter?«
»Ja, weißt du,« sagt der Bruder, »sie hat auf der Fensterbank gespielt . . .«
Lassen Sie mich zum Schluss eine Geschichte aus dem Jenseits erzählen, die aus einem arabischen Beduinenzelt stammt. Es werden in ihr Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, und sie ist sicher mehr als ein Witz, eher eine Parabel zum Thema Toleranz. Womit wieder mal belegt wäre, was Dichter und Denker schon oft gesagt haben: Beim Witz handelt es sich um eine ganz ernste Sache!
Aber gerade deswegen ist diese Geschichte vielleicht besonders geeignet für die letzen Zeilen dieses Buches. Wir haben uns nun ausgelacht. Sie haben von mir nichts mehr zu befürchten.
Ein Mann kommt nach seinem Tod ins Jenseits und findet einen langen Gang vor, den er hinuntergeht. Nach einer Weile kommt er an eine Gabelung, links weist ein Schild in Richtung »Himmel«, rechts eines in Richtung »Hölle«.
Der Mann überlegt eine Weile und sagt sich dann: Sie werden mich bestimmt kontrollieren, und so wie ich gelebt habe, gewinne ich vielleicht etwas und muss nicht so lange drin bleiben, wenn ich gleich in Richtung Hölle gehe.
Er öffnet also die Tür, an der »Hölle« steht, und sieht ein zunächst fast anheimelndes Bild: An langen Tischen sitzen viele Menschen, auf diesen Tischen stehen dampfende Töpfe mit Fleisch, und es riecht gut. Dann sieht er, dass alle Menschen mit der linken Hand am Tisch festgemacht sind, und in der rechten halten sie anderthalb Meter lange Löffel, mit denen sie zwar die Töpfe erreichen können, aber nicht den Mund. Da schaudert es ihn, und er sagt sich: Es hat ja niemand kontrolliert, vielleicht klappt es doch auf dem anderen Weg. Er geht vorsichtig zurück zur Gabelung und kommt an die Tür mit der Aufschrift »Himmel«. Er öffnet sie langsam und sieht fast das gleiche Bild: An langen Tischen sitzen Menschen, auf den Tischen stehen dampfende Töpfe mit Fleisch, es riecht gut. Alle, die dort sitzen, sind mit der linken Hand am Tisch festgemacht und haben in der rechten anderthalb Meter lange Löffel. Und mit diesen füttern sie sich gegenseitig.