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Einmal im Jahr, meistens im Frühjahr, findet auch bei uns ein großer Hausputz statt. Wie sich das Ganze im letzten Jahr abspielte, geht aus den Seiten des folgenden Tagebuchs hervor: Sonntag. Heute beim Frühstück sagte die beste Ehefrau von allen: „Langsam wird es Zeit, daß wir wieder einmal Großputz machen. Aber heuer will ich nicht das ganze Haus auf den Kopf stellen. Dieses Jahr werde ich nur gründlich Staub wischen und vor allem die Ecken einmal richtig auskehren. Dazu brauche ich allerdings zwei neue Besen, unsere alten sind unbrauchbar. " „Gerne", antwortete ich und lief zum Kaufmann an der Ecke. Als ich wieder nach Hause kam, floß um unser Haus herum ein kleines Bächlein. Die beste Ehefrau von allen hatte beschlossen, vor dem Staubwischen den Fußboden etwas anzufeuchten. Zur Unterstützung hatte sie noch eine Putzfrau kommen lassen, diese hatte ihre Tochter mitgebracht zum Wassertragen. „In einem Tag haben wir das alles hinter uns" meinte meine Frau. Ich freute mich über diese Auskunft, denn außer weichen Eiern gab es an diesem Tag nichts zu essen. Am Nachmittag wurden außerdem die quietschenden Fensterläden abgenommen. Der Schlosser meinte, daß wir neue Fensterangeln brauchten, weil die alten verbogen seien. Er sagte, ich sollte in Fuhrmanns Eisenwarenhandlung in Jaffa neue kaufen. Da ich einsah, daß der Schlosser für solche Kleinigkeiten keine Zeit hatte, machte ich mich selbst auf den Weg. Montag. Gegen Mittag kam ich aus Jaffa zurück. Hier hatte ich original belgische Fensterangeln gekauft. Fuhrmann hatte gesagt, er hätte auch einheimische, aber die würden nichts taugen. „Die belgischen", versicherte er mir, „halten ewig, mindestens fünf Jahre. "
Als ich diesmal nach Hause kam, war aus dem kleinen munteren Bächlein ein reißender Bach geworden. Durch die Haustüre konnte ich auch nicht mehr gehen, weil der Tapezierer sämtliche Stühle und Sessel aus allen Räumen in der Eingangsdiele zusammengestellt hatte. Die Möbel aus dem Vorraum waren in der Küche, die Küchengeräte im Badezimmer, und das Badezimmer war auf der Terrasse. Ich sprang durch das Fenster in das Haus und fiel in einen Bottich mit Kalk.
Meine Frau meinte nur: „Weißt du, ich dachte, daß wir bei dieser Gelegenheit auch die Zimmerwände neu weißen lassen sollten. " Sie stellte mich dem Maler vor und beauftragte mich, mit diesem einen Preis auszuhandeln. Schließlich einigten wir uns auf 500 Pfund, einschließlich aller Türen.
Der Schlosser schaute die Fensterangeln an, die ich gebracht hatte und sagte: Diese hier sind nur zwei Zoll lang. Wir brauchen aber drei Zoll lange. "
Er schickte mich zurück zu Fuhrmann nach Jaffa. In dieser Nacht schlief meine Frau mit Rafi, unserem Jüngsten, im Bücherregal. Ich schlief in der Wiege. Zum Abendessen gab es Rühreier. Dienstag. Fuhrmann behauptete, die Fensterangeln seien drei Zoll lang und schickte mich wieder nach Hause. Im Garten trat ich in eine Pfütze mit frischer Farbe. Mühsam kämpfte ich mich bis zur Vorhalle durch. Hier wusch ich mir die Farbe ab. Im Badezimmer wurden gerade die Wandkacheln geändert (türkisblau 350 Pfund). Meine Frau meinte, man solle solche Kleinigkeiten gleich mit erledigen. Der Elektriker, den wir gerufen hatten, damit er einen Kurzschluß beseitige, teilte uns mit, daß wir alle Schalter, Kontakte und Sicherungen auswechseln müßten. Er könnte sonst für nichts garantieren. Er verlangte für seine Arbeit lächerliche 180 Pfund. Dem Schlosser paßten die Fensterangeln wieder nicht, er schickte mich zu Fuhrmann nach Jaffa zurück. Als der Maler in der Mitte der Küchendecke angelangt war, erhöhte er seinen Preis mit folgender Erklärung: „Sie müssen wissen, im Frühjahr bin ich immer etwas teurer. Um diese Zeit wollen alle Leute die Wohnungen neu ausgemalt haben. "
Dazu verlangte er noch eine besondere Art von Furnierholz, einen bestimmten Lack, zwei Päckchen Zigaretten und einen Strohhut. Die Zahl seiner Gehilfen war mittlerweile auf vier angewachsen. Sie sangen fröhlich bei der Arbeit. In dieser Nacht lösten wir das Schlafproblem ohne Schwierigkeiten. Ich raffte alle Kleider aus dem großen Kleiderschrank zusammen und stopfte sie in den Kühlschrank. Dann legte ich den Schrank rücklings auf den Balkon und legte mich darin zum Schlafen nieder.
Die beste Ehefrau von allen schlief mit Rafi im großen Wäschekorb. Zum Abendessen gab es wieder einmal weiche Eier. Mittwoch. Der Eisenwarenhändler in Jaffa warf mich hinaus. Als ich das dem Schlosser erzählte, fragte er mich, wozu wir die Fensterangeln eigentlich brauchten. Doch es war nun nicht mehr notwendig, darüber nachzudenken. Im Lauf der Nacht war ein Mann gekommen und hatte die Fußböden herausgerissen. Es war seit langem der Wunsch meiner Frau gewesen, etwas hellere Fußböden zu haben. Der Bodenleger verlangte nur 340 Pfund, und meine Frau meinte: „Nur das noch, dann ist alles vorbei und das Haus ist wie neu. " Zu dieser Zeit arbeiteten bei uns bereits siebzehn Mann. Die Maurer, die gerade eine Zwischenwand einrissen, machten einen ohrenbetäubenden Lärm.
„Ich habe mit dem Gebäudeverwalter gesprochen", teilte mir die beste Ehefrau von allen mit. „Er riet mir, die Zwischenwand zwischen Rafis Zimmer und deinem Arbeitszimmer niederzu- reißen. Dann bekommen wir endlich ein großes Gästezimmer. Das bisherige kleine Gästezimmer brauchen wir dann nicht mehr. Wir können eine neue Wand einziehen, damit du dein Arbeitszimmer erhältst und Rafi sein Zimmer. " Um nicht sinnlos herumzustehen holte ich mir eine Leiter, nahm eine Schere und schnitt alle Deckenlampen ab. Danach suchte ich mir den alten Schrankkoffer heraus, um mich schlafen zu legen. Da störte mich aber der Gebäudeverwalter: „Es wird das beste sein, wenn Sie die Küche auf den Dachboden verlegen, und das Badezimmer zur Rumpelkammer machen Das ganze ist ziemlich billig, es kostet nicht mehr als 300 Pfund. " Ich bat ihn, das mit meiner Frau zu besprechen. Sie wollte ja eigentlich nur einige kleinere Reparaturen ausführen lassen. Meine Frau war aber müde und wollte nicht mehr reden. Sie versteckte sich hinter einigen Balken. Nach dem Abendessen, das heute aus zwei rohen Eiern bestand, legte ich mich in meinem Schrankkoffer zur Ruhe.
Donnerstag. Nach meinem Besuch bei Fuhrmann ging ich heute nicht nach Hause. Ich verbrachte die Nacht auf einer Gartenbank. Endlich konnte ich wieder einmal ruhig schlafen. Zum Frühstück aß ich etwas Gras und trank Wasser aus einem Springbrunnen. Danach fühlte ich mich wie neu geboren. Freitag. Daheim erwartete mich eine Überraschung. Wo früher unser Haus gestanden hatte, war jetzt eine tiefe Grube. Die beste Ehefrau von allen stand mit Rafi am Rand. Als sie mich sah, meinte sie:
"Ich dachte, daß wir den kleinen Hausputz eigentlich dazu verwenden könnten, alles niederzureißen. Dann können wir gleich neu bauen und haben es so, wie wir es uns vorstellen. " Ermattet sank ich auf den Boden.
"Du hast vollkommen recht, meine Liebe. Aber warten wir doch noch ein bißchen, bis alles wieder billiger geworden ist. " Seitdem wohnen wir in einem hübschen Mietshaus. Wir haben uns hier gut eingelebt und wollen eigentlich gar nicht mehr bauen.